Olympia – Städtisches Musiktheater „Maria Callas“, Athen
La Cenerentola
Besuchte Vorstellung am 14. April 2024
Aschenputtel triumphiert
Copyright: Aris Kamarotos/ Städtisches Musiktheater
Das Athener Olympia-Theater ist noch auf der Suche nach einem klaren Profil. Der bereits aus dem Amt geschiedene Olivier Descotes präsentiert als letzte szenische Produktion seiner Amtszeit als Direktor des Hauses Gioachino Rossinis Oper „La Cenerentola“. Man darf ihm in diesem Fall ein gutes Händchen für die Sänger bescheinigen. Die Besetzung bietet durchwegs hohes Niveau. Zuallererst ist der Abend aber ein Triumph für die junge bulgarische Mezzosopranistin Svetlina Stoyanova. Ihre Stimme hat alles, um den Zuhörer beglückt zurückzulassen. Ein dunkles Timbre, eine satte Tiefe und leuchtende Spitzentöne, die Fähigkeit zu rasant dahingleitenden Koloraturen, das alles macht Stoyanovas Singen zu einem grossen Erlebnis. Ihre Arie am Ende der Oper gerät zum umjubelten Triumph. Man wird in der Zukunft noch viel von der Sängerin hören.
Neben Stoyanova steht eine Riege sehr guter Sängerinnen und Sänger auf der Bühne. Giulio Mastrototaro ist ein stimmgewaltiger Don Magnifico, dem man nur etwas mehr stimmliche Nuancierung wünschen würde. Matteo Macchioni singt den Don Ramiro stilvoll und mit sicherer Höhe. Jan Antem agiert und singt als Dandini sehr überzeugend. Davide Giangregorio lässt als Alidoro mit schönem Timbre und erstklassiger Gestaltung aufhorchen. Annie Fassea als Clorinda und Martha Sotiriou als Tisbe bieten gut geführte, angenehm timbrierte Stimmen. Nein, über die Besetzung kann man sich wirklich nicht beklagen.
Das Orchester der Stadt Athen ist bei Nikolas Nägele in guten Händen. Es ist kein erstklassiges Orchester, man kann aber hören, dass gut geprobt wurde. Ein paar Koordinationsprobleme treten im Laufe des Abends auf. Und ja, mehr Rossini-Drive, mehr Temporückungen, mehr Piano wäre wünschenswert. Der Städtische Chor (Einstudierung: Stavros Beris) kommt nicht schlecht über die Rampe, singt aber manchmal eher laut denn differenziert. Man merkt den Chorsängern auch an, dass sie wenig geübt im Opernspiel sind. Damit kommen wir zur szenischen Seite des Abends.
Die Inszenierung von Rodula Gaitanou macht Don Magnifico zum Theaterdirektor und seine Töchter Clorinda und Tisbe zu talentlosen Schauspielerinnen. Das kann man machen, allerdings sollte man dann auch eine gute Personenführung bieten. Leider kommt das Geschehen im putzigen Theater auf dem Theater arg konventionell daher, ist zu viel Statik im Spiel. Antem als hyperaktiver Dandini überzeugt, während etwa die beiden Schwestern unnötig überzeichnet auf die Bühne kommen. Die Inszenierung entstand vor etlichen Jahren für die Griechische Nationaloper, als diese noch im Olympia-Theater residierte. Die Produktion kommt nun gleichsam als Geschenk zum Olympia-Theater, das sich eine szenische Realisierung angesichts der vielen Gäste auf der Bühne nicht hätte leisten können. Es ist eine Inszenierung, die bebildert und wohl vielen gefällt, eine packende Deutung bietet sie aber nicht. So bleibt es an der wunderbaren Svetlina Stoyanova, das Publikum hinzureissen.
Viel Beifall und Bravorufe im gut gefüllten Olympia-Theater.
Ingo Starz (Athen)