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ATHEN/ Olympia – Städtisches Musiktheater „Maria Callas“: Gioachino Rossini: IL BARBIERE DI SIVIGLIA

10.02.2025 | Oper international

Athen: Olympia – Städtisches Musiktheater „Maria Callas“: Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia 

Derniere am 9. Februar 2025

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Die neue Rosina

Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ feierte im vergangenen Oktober seine Premiere am Athener Olympia-Theater. Es wurde an dieser Stelle bereits über die Neuinszenierung berichtet. Der erste Aufführungsbesuch hinterliess einen schwachen Eindruck, was nun leider durch den zweiten bestätigt wird. Die Inszenierung von Vasilis Papavasileiou und Nikoletta Filosoglou weiss mit dem Detailreichtum der Musik kaum etwas anzufangen. Die Komik der Figuren wirkt aufgesetzt, was sich insbesondere bei Don Bartolo zeigt, der als queerer Tölpel auf die Bühne kommt. Das wunderbare Finale des ersten Akts entfaltet unter diesen Vorzeichen nicht den gewohnten rhythmischen Schwung und auch bei der Gesangsunterrichtsszene passt nichts überzeugend zusammen. Man hat auch beim zweiten Anschauen den Eindruck, dass jeder auf der Bühne das tut, wozu er gerade Lust hat. Die Inszenierung ist und bleibt leider ein Reinfall.

Sinfonieorchester und Chor der Stadt Athen zeigen ebenfalls keine wirklich überzeugende Leistung. Der typische Rossinisound, der mitreissende, von Temporückungen geprägte Drive stellt sich unter der Leitung von Yorgos Ziavras nicht ein. Man merkt schon, dass das Orchester nicht viel Opernerfahrung hat. Die Besetzung der Hauptrollen weist zwei Änderungen auf. In der zweiten Aufführungsserie singen Vasilis Kavagias und Martha Sotiriou das Liebespaar. Kavagias als Almaviva ist mit limitierter Höhe kein rechter Gewinn. Sotiriou als Rosina weiss dagegen zu überzeugen. Ihre Stimme ist nicht allzu gross, sie singt die Rolle aber sehr einnehmend mit warmem, farbenreichen Ton und guter Geläufigkeit. Und wie sieht es mit der Besetzung der restlichen Hauptrollen aus? Christoforos Stamboglis ist ein guter Don Basilio, Georgios Iatrou wird dem Figaropart stimmlich nur bedingt gerecht und Marios Sarantidis klingt als Don Bartolo deutlich hörbar (oder unhörbar) überfordert. Das ist keine freundliche Beschreibung, aber eine den hörbaren Tatsachen entsprechende.

Das Publikum zeigt sich weitgehend angetan von der Aufführung. 

Ingo Starz (Athen) 

 

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