Olympia Städtisches Musiktheater „Maria Callas“

ERT Nationales Radio-Sinfonieorchester . Besuchtes Konzert am 13. Mai 2023

Beethoven ohne Ecken und Kanten

Das Programm des Athener Olympia-Theaters folgt eher den Bedürfnissen ansässiger Klangkörper denn konzeptuellen Überlegungen. Und da das Haus gefüllt sein will, setzt man meistens auf populäre Programme. Nun war das ERT Nationale Radio-Sinfonieorchester zu Gast und präsentierte ein reines Beethoven-Konzert. Das könnte interessant sein, wenn Dirigent und Orchester den Errungenschaften der musikalischen Aufführungspraxis folgen würden. Was man zu hören bekam, klang jedoch anders.

Schon die Coriolan-Ouvertüre liess etliche Wünsche offen. Weder gelang dem Dirigenten Michalis Economou ein dramatisches Konzept, noch vermochten die Streicher starke Akzente zu setzen. Da und dort haperte es auch an der Präsision. Agapi Triantafyllidi trat im nachfolgenden dritten Klavierkonzert c-Moll, op. 37 als Solistin auf. Die in Deutschland lebende Pianistin bot eine solide, gute Leistung. An Intensität gewann ihr Spiel insbesondere im zweiten, langsamen Satz. Leider schlug das Zusammenspiel von Orchester und Solistin nicht wirklich Funken. Die Interpretation, die Economou anbot, liess Akzente vermissen, wirkte oft zu behäbig. 

Nach der Pause erklang Beethovens vìerte Sinfonie B-Dur, op. 60. Es zeigten sich ähnliche Probleme wie bei den vorangegangenen Werken. Die Streicher liessen es an Glanz und Akzentuierung vermissen, die Bläser boten solide Leistungen. Das musikalische Geschehen blieb leider weitgehend spannungslos. Das ERT Nationale Radio-Sinfonieorchester bot unter der Leitung von Michalis Economou einen Beethoven ohne Ecken und Kanten. 

Ingo Starz (Athen)