Olympia – Städtisches Musiktheater „Maria Callas“, Athen
Athens Philharmonia Orchestra: „If music be the food of love, play on“
Besuchtes Konzert am 27. Januar 2024
Koloraturen für Shakespeare
Das Werk von William Shakespeare hat die Komponisten über Jahrhunderte immer wieder zu Opern und sinfonischen Werken angeregt. Da liegt es durchaus nahe, ein Konzert ausgewählten Shakespeare-Vertonungen zu widmen. Ein Problem kann sich allenfalls aus der Auswahl des Programms ergeben. Das Athens Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Byron Fidetzis hatte sich nun unter dem Titel „If music be the food of love, play on“ einen Abend mit solchen Vertonungen vorgenommen. Das Publikum erschien recht zahlreich, was wohl auch der prominenten Solistin, der Sopranistin Christina Poulitsi, zu verdanken war.
Es war denn auch der Koloratursopran von Poulitsi, der die beiden Höhepunkte des Konzerts hervorbrachte. Es erklangen zwei berühmte Arien des französischen Repertoires: die Arie der Ophelia „Adieu, dit-il, ayez foi!“ aus Ambroise Thomas‘ Oper „Hamlet“ und die Arie der Dinorah „Ombre légère“ aus Giacomo Meyerbeers „Le Pardon de Ploërmel“. Poulitsi, die erst kurz vor Weihnachten eine erstklassige Königin der Nacht in einer semi-szenischen Aufführung im Megaron gesungen hatte, war den Ansprüchen der beiden Stücke voll und ganz gewachsen. Sichere Höhen, eine geläufige Gurgel und Sinn für gestalterische Details machten das Zuhören zum Erlebnis. Dass ein Spitzenton der Thomas-Arie schlecht intoniert war, fällt da nicht besonders ins Gewicht. Viel Beifall und Bravorufe für Christina Poulitsi.
Weniger erfreulich war das längere, restliche Programm. Zum einen machte die Zusammenstellung der Stücke nicht viel Sinn: Peter Ilyich Tschaikowskis Ouvertüre-Fantasia „Hamlet“, die Romaniesca aus Spyridon Samaras‘ Oper „Die Märtyrerin“ und die ersten drei Sätze von Hector Berlioz‘ Choralsinfonie „Romeo und Julia“. Bei Berlioz vermisste man entschieden zu viel, der zweite Teil des Konzerts gewann mit nur drei Sätzen des Werks keine überzeugende Dramaturgie. Schwerwiegender war aber, dass Fidetzis am Pult die Musik allzu betulich dirigierte, selten für musikalischen Fluss und grossen Ausdruck sorgte. Das Dirigat konzentrierte sich leider auf Einsätze und ein Verwalten des Materials. Shakespeare blieb musikalisch so ziemlich auf der Strecke.
Das Publikum spendete am Schluss herzlichen Beifall.
Ingo Starz (Athen)