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ATHEN/ Odeion des Herodes Attikus: SWEENEY TODD von Stephen Sondheim

03.09.2017 | Operette/Musical

Odeion des Herodes Attikus, Athen
Sweeney Todd
Besuchte Vorstellung am 31. August 2017

Gefährlich gute Pasteten

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Haris Andrianos als Sweeney Todd und Nadia Kontogeorgi als Mrs. Lovett. Copyright: Arminia Atenea

Stephen Sondheim betrachtet seine Komposition „Sweeney Todd“ als tiefschwarze Operette. In der Tat fördert dieses 1979 uraufgeführte und 2007 von Tim Burton verfilmte Musical einen tiefschwarzen Humor zu Tage, welcher die Handlung zwischen unheimlichen und komischen Momenten oszillieren lässt. Dabei ist es vor allem die Figur der Pastetenbäckerin Mrs. Lovett, die dies bewirkt. Die Geschichte des Barbiers Benjamin Barker, der als Sweeney Todd aus der Verbannung nach London zurückkehrt und einen Rachefeldzug startet, ist effektvoll und farbenreich und wie geschaffen für die Musiktheaterbühne. Mrs. Lovett steht dem Titelhelden bei seinen Aktivitäten zur Seite und verarbeitet die Leichen, die Todds Weg säumen, zu köstlich schmeckenden Pasteten. Ein gruselig-schöner Einfall. Der klug gebaute Handlungsverlauf sorgt so für einige Abwechslung und Spannung. Sondheims Partitur ist durchkomponiert und nutzt die Möglichkeiten des Kammerorchesters in effektiver und überzeugender Weise. Die Musik weist dabei vielerlei Einflüsse auf – von der Barock- bis zur Filmmusik. Die Musiker der Armonia Atenea spielen unter der Leitung von George Petrou vorzüglich und mitreissend auf. Die Sängerinnen und Sängerinnen haben sich zumeist eines Sprechgesangs zu bedienen, der starke dramatische wie komische Akzente zu setzen vermag. Da die Abstimmung zwischen Graben und Bühne tadellos funktioniert, bekommt das Publikum eine rundum gelungene Musicalproduktion zu hören und zu sehen, die bereits im Juli im Rahmen des Athens & Epidauros Festivals ihre Premiere feierte.

Der Dirigent George Petrou ist auch der Regisseur des Abends. Er zeigt einen guten Sinn für den abgründigen Humor des Werks und führt das Ensemble sicher und gekonnt. Das Bühnenbild von Paris Mexis und die Kostüme von Georginou Germanou imaginieren auf der grossen Bühne des Odeions in sehr gelungener Weise ein schäbig und unheimlich anmutendes London des 19. Jahrhunderts. Das antike Mauerwerk wird dabei geschickt miteinbezogen und um wenige Versatzstücke, wie eine quaderförmige Gebäudekulisse oder eine mobile Treppenkonstruktion, ergänzt. Die Szenenwechsel können so rasch auf offener Bühne erfolgen. Das Lichtdesign von George Tellos und die Choreographie von Zoe Chatziantoniou tragen zum positiven Gesamteindruck bei.

Das erstklassige Sängerensemble wird von Haris Andrianos als Sweeney Todd und Nadia Kontogeorgi als Mrs. Lovett angeführt. Andrianos zeichnet mit dunklem Bariton eine getriebene, von Rachegefühlen besessene Figur, während Kontogeorgi quirlig und humorvoll die Gefährtin gibt. Die beiden Sänger bieten ein wunderbares Zusammenspiel. Daneben können aber auch die Interpretinnen und Interpreten der restlichen Partien schöne Akzente setzen: Aris Plaskasovitis als Tobias, Myrsini Margariti als Joanna, Christoforos Stamboglis als Judge Turpin, Giannis Kalyvas als Anthony, Yiannis Christopoulos als Adolfo Pirelli, Anna Koustaftiki als Bettlerin und Christos Kechris als Beadle Bamford.

Engagiert bei der Sache und wohltönend sind schliesslich auch die Choristen. Am Ende eines langen Abends gab es begeisterten Beifall für alle Beteiligten.

Ingo Starz

 

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