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ATHEN/ Odeion des Herodes Attikus: OPERNGALA DER GRIECHISCHEN NATIONALOPER / Hommage an Maria Callas

17.09.2023 | Konzert/Liederabende

Callas im Odeion des Herodes Attikus 

Operngala der Griechischen Nationaloper 

Konzert am 16. September 2023

Hommage an Maria Callas 

Die Aktivitäten des Maria Callas-Jahrs gehen voran. Institutionell steht dabei die Griechische Nationaloper im Zentrum des Geschehens. Nach einer Neuproduktion von Luigi Cherubinis Oper „Medea“ und einer Ausstellung im Foyer des Opernhauses, stand nun eine Operngala im Odeion des Herodes Atticus auf dem Programm. Die Callas trat ebenda in den Jahren 1944 und 1957 auf. Begleitet vom Opernorchester unter der Leitung von Philippe Auguin boten vier Sopranistinnen Arien aus dem Repertoire der Callas dar. Neben den Gesangsstars Catherine Foster und Anna Pirozzi standen die Griechinnen Vassiliki Karayanni und Nina Koufochristou auf dem Podium. 

Das Orchester erwies sich grundsätzlich als zuverlässlicher Begleiter. Die Darbietungen der Vorspiele im Programm gerieten allerdings unterschiedlich – überzeugend wirkte dasjenige zu Verdis „La forza del destino“, während die Einleitungen zu Beethovens „Fidelio“ und Wagners „Tristan und Isolde“ interpretatorisch und spieltechnisch Wünsche offen liessen. Die wenig interessante Ouvertüre zu Manolis Kalomiris‘ „Baumeister“ wurde gut dargeboten. Philippe Auguin sorgte für eine gute Koordination zwischen Orchester und Solistinnen. 

Als Einspringerin kam Nina Koufochristou nur eine Arie zu, die Wahnsinnsszene der Ophelia aus Ambroise Thomas‘ „Hamlet“. Sie hatte gute Momente, zeigte aber im Ganzen zu wenig dramatisches Gespür sowie einen Mangel an Details und Klangschönheit. Die in Athen bestens bekannte Vassiliki Karayanni bot zu Beginn die Arie „Die Sonne, die Sonne“ der Smaragda aus Kalomiris‘ Werk dar. Sie wurde der recht belanglosen Musik gerecht. Karayanni hat wiederholt Donizettis „Lucia di Lammermoor“ gesungen. Nun kam die Darbietung der Arie „Regnava nel silenzio“ aber etwas zu spät. Ihre Stimme ist schwerer geworden und die Verzierungen liessen die nötige Perfektion vermissen. Man merkte der Sängerin aber, das sei positiv angefügt, die Rollenerfahrung an.

Anna Pirozzi war im Frühjahr als Medea im Athener Opernhaus zu erleben. Mit der Verdi-Arie „Pace, pace, mio Dio“ war sie voll in ihrem Element. Glutvoll und mit dramatischem Gestaltungsvermögen sorgte ihre Darbietung für Begeisterung im Auditorium. Etwas anders sah es bei der Arie „D’amor sull’ali rosee“ aus „Il trovatore“ aus. Hier vermisste man eine mehr schlanke Stimmführung und exakt ausgeführte Verzierungen. Man darf annehmen, dass sie die Rolle in jüngeren Jahren überzeugender dargeboten hat. Mit Ihrem grossen Gestaltungsvermögen und ihrer sicher geführten, wohlklingenden Stimme führte Catherine Foster das Frauenquartett an. Sie verstand es, Beethovens Leonoren-Arie „Abscheulicher! Wo eilst du hin?“ dramatische Form zu geben und sie bestach in Isoldes Liebestod mit klanglichem Entfaltungsvermögen. Leider ist das Orchester im deutschen Repertoire nicht wirklich zu Hause und das Publikum folgte dem das Konzert abschliessenden Wagnerteil – Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“ – nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit. Man darf sich jedenfalls sehr auf die nächstjährigen Auftritte Fosters in Athen freuen. Sie wird als Brünhilde („Die Walküre“) und Turandot zu erleben sein. 

Die Zusammenstellung des Programms liess dramaturgisch zu wünschen übrig. Die Programmstücke kamen doch recht unverbunden daher. Das Publikum im ausverkauften Halbrund des Odeions des Herodes Attikus reagierte mit viel Begeisterung auf die Operngala, welche mit Pirozzi und Foster zwei bedeutende Sängerinnen unserer Tage in die griechische Metropole brachte.

Ingo Starz (Athen)

 

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