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ATHEN/ Odeion des Herodes Attikus: OPERNGALA DER GRIECHISCHEN NATIONALOPER FÜR MARIA CALLAS

15.09.2017 | Konzert/Liederabende

Odeion des Herodes Attikus
Operngala der Griechischen Nationaloper für Maria Callas
Konzert vom 14. September 2017

Primadonnen-Trio

Bildergebnis für myrto papatanasiu soprano
Myrto Papatanasiu. Foto: privat

Maria Callas wird weltweit als eine der herausragenden Sängerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts verehrt. Es vergeht kein Jubiläum ohne Neuerscheinungen auf dem Musikmarkt. In Griechenland gedenkt man nicht nur einer epochalen Sängerin, sondern huldigt auch einer nationalen Ikone. Das zeigte sich kürzlich, als der griechische Staatspräsident mit viel Tamtam in der Athener Theocharakis Stiftung eine Ausstellung über die Künstlerin eröffnete. Man konnte an dieser Vernissage den Eindruck gewinnen, dass nicht allein das materielle Erbe der Callas, sondern auch die Erinnerung an die Sängerin nationales Eigentum sei. Gelassener ging es nun bei einer Operngala zu, welche die Griechische Nationaloper in Zusammenarbeit mit dem Athens Democracy Forum der New York Times aus Anlass des 40. Todestags im Odeion des Herodes Attikus veranstaltete.

Am Pult des Opernorchesters stand mit Elias Voudouris ein erfahrener Dirigent, der jedoch an diesem Abend allzu uninspiriert zur Sache ging. Die Musik kam ohne grosse Spannung über die Rampe der grossen Bühne und schlug so leider kaum Funken. Das Vorspiel zu Verdis „La forza del destino“ etwa wurde brav, aber ohne Feuer resp. Akzente dargeboten. Für die sängerische Seite bot man gleich drei Damen auf, die alle dem Athener Haus verbunden sind: Cellia Costea, Myrtò Papatanasiu und Christina Poulitsi. Costea hat wohl die Stimme für eine Forza-Leonora oder eine Manon Lescaut, es mangelt ihrem Gesang aber an Farben und Nuancen. Ihre Tongebung klang mehr als einmal monoton. Poulitsi, die sich weltweit als Interpretin der Königin der Nacht einen Namen gemacht hat, konnte als Lakmé und Gilda die Vorzüge ihrer höhensicheren Stimme sehr schön ins Feld führen. Auch als Lucia wusste sie in der Wahnsinnsarie „Il dolce suono“ mit beeindruckenden Koloraturen und Spitzentönen aufzuwarten, konnte aber noch kein vollständig überzeugendes Rollenbild vermitteln. Man darf in jedem Fall gespannt sein, wie sie die Lucia im kommenden März auf der Bühne der Nationaloper verkörpern wird. Papatanasiu bot eine überzeugende Juliette, eine noch ewas unausgereifte Tosca und eine Violetta ohne bemerkenswerten Höhenglanz. Ihr „Sempre libera“ erklang dennoch auf beachtlichem Niveau. Dass die drei Damen zum Schluss das Duett Norma – Adalgisa „Mira, o Norma“ sangen, war ein netter Einfall, der einen an Konzerte der drei Tenöre erinnern mochte. Die Herren boten jedoch anno dazumal weit mehr Drive und Stimmenglanz.

Gleichwohl: Das Publikum im ausverkauften Rund des Odeions reagierte mit viel Beifall und Begeisterung.

Ingo Starz

 

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