Megaron – The Athens Concert Hall
Trio-Abend
Besuchtes Konzert am 17. Januar 2023
Zauber des kleinen Formats
Das Athener Konzerthaus Megaro Mousikis hat es hinsichtlich Finanzen und infrastruktureller Gegebenheiten nicht einfach, sein Programm längerfristig zu planen. Schwierigkeiten ergeben sich insbesondere dann, wenn es um Engagements grosser Orchester geht. Diese müssen frühzeitig getätigt werden – ein Verfahren, was griechische Verhältnisse bisweilen schlicht nicht erlauben. Einfacher ist es mit der Kammermusik, die im Konzerthausprogramm des ersten Quartals gut vertreten ist. Oft sind es auch griechische Künstler resp. deren persönliche Bande ins Ausland, welche Engagements befördern. Dies ist wohl auch an diesem Trio-Abend der Fall, an dem die Geigerin Danae Papamattheou-Matschke, der Pianist Uwe Matschke und die Cellistin Kerstin Feltz zusammen musizierten.
Im ersten Teil des Programms erklang das erste Trio für Klavier, Violine und Cello in B-Dur, opus 8 von Johannes Brahms. Die Musiker präsentierten die Originalfassung von 1854. Die stärksten Akzente konnte dabei die Cellistin Kerstin Feltz setzen. Mit warmem expressivem Klang stach ihr Spiel immer wieder hervor, so etwa im Mittelteil des dritten Satzes oder im zweiten Thema des Schlusssatzes. Brahms‘ Trio stellt sich in seiner ursprünglichen Form deutlich in die musikalische Tradition, zitiert Werke von Schumann und Beethoven. Die Musikerinnen und der Musiker präsentierten die Musik plastisch im Klang und souverän im Spiel. Dabei prallten Klavier- und Streicherklang bisweilen aufeinander, Antagonismen der musikalischen Struktur verdeutlichend. Die Intensität der Aufführung wusste zu überzeugen. Auf Zwischenapplaus nach dem zweiten und dritten Satz reagierten die Musikerinnen zu Recht etwas ungehalten.
Nach der Pause boten das Ehepaar Matschke und Kerstin Feltz Dmitri Schostakowitschs Trio für Klavier, Violine und Cello in e-moll, opus 67 dar. Das Werk verbindet in reizvoller Weise neoklassische Formensprache, moderne Rhythmik und Harmonik sowie traditionelle Elemente. Im ersten Satz haben manche den Geist Haydns ausgemacht, der zweite Satz wurde von anderen als Porträt einer realen Person gelesen, im letzten Satz nähert sich der Komponist jüdischer Musik an. Die Musiker wussten die Agogik des Werks bestens umzusetzen, sie agierten rhythmisch äusserst präsise und gleichzeitig flexibel im Klang. Die einzelnen Stimmen waren scharf gezeichnet und schon der Beginn des Trios, wo das Cello Harmonien spielt und die beiden anderen Instrumente nachfolgen, wies den Weg für ein energetisches Zusammenspiel von Klavier, Violine und Cello. Die Zuhörer bekamen eine mitreissende Interpretation dargeboten.
Am Schluss gab es viel Beifall für alle Beteiligten. Eine Zugabe wurde gewährt.
Ingo Starz (Athen)