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ATHEN/ Megaron – The Athens Concert Hall: STAATSORCHESTER ATHEN, Lukas Karytinos; Mikhail Pletnev (achmaninow; R. Strauss)

16.02.2023 | Konzert/Liederabende

Megaron – The Athens Concert Hall 

Staatsorchester Athen, Solist: Mikhail Pletnev 

Konzert am 15. Februar 2023

Mal teuflisch, mal heldisch 

Namhafte Solisten und zentrale Werke des Repertoires prägen derzeit die Programme des Staatsorchesters Athen. Schaut man auf die gut besuchten Konzerte, kommt man zum Schluss, dass die Rechnung aufgeht. Der Chefdirigent Lukas Karytinos steuert das Orchester sicher durch eine Zeit, in der die Pandemie mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Das ist eine Leistung, die im untersubventionierten griechischen Kultursektor unbedingt gewürdigt werden muss. Ob er dem Klangkörper neue musikalische Impulse zu geben vermag, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Den ersten Teil des Konzerts prägte der russische Pianist Mikhail Pletnev. Der renommierte Virtuose hatte in den letzten Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, was äusserliche Spuren hinterlassen hat. Lassen sich auch Auswirkungen auf sein Spiel feststellen? Dargeboten wurde die „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“ von Sergei Rachmaninow, welche 1934 uraufgeführt wurde. Die Komposition besteht aus 24 Variationen über ein Thema, das Niccolò Paganini im letzten seiner 24 Capricci für Solovioline selbst als Ausgangspunkt einer Variationenfolge verwendet hatte. In einigen Variationen fügt Rachmaninow eine ältere Melodie hinzu: die Sequenz „Dies irae“ aus der lateinischen Totenmesse. Damit mag der Komponist auf Paganinis Ruf als Teufelsgeiger anspielen resp. generell auf einen Künstler, der seine Seele gegen aussergewöhnliches Können eintauscht. Das Athener Staatsorchester blieb beim musikalischen Geschehen im Hintergrund, Karytinos setzte keine grosse Akzente. Die Aufmerksamkeit gehörte dem Pianisten. Und der bot zwar gute Momente, aber zu wenig gestalterischen Fluss. Das Zusammenspiel von Solist und Orchester erzeugte ebenfalls nicht viel Energie, liess die Folge von Variationen recht fad erscheinen. Pletnev gewährte eine Zugabe am Klavier.

Mehr Energie wurde nach der Pause freigesetzt, als Richard Strauss‘ „Ein Heldenleben“ auf dem Programm stand. Diese verdankte sich freilich mehr der grossartig auftrumpfenden Musik als dem Dirigat. Karytinos liess Sorgfalt walten und führte das Orchester sicher durch das wechselvolle Geschehen. Manchmal klang das 1899 uraufgeführte Werk aber eher gemütlich denn heroisch. Die Solo-Violine hatte einen sehr schönen Auftritt im dritten Abschnitt „Des Helden Gefährtin“. Leider geriet der musikalische Fluss im Orchester gerade dann etwas ins Stocken. Die Holz- und Blechbläser zeigten durchwegs gute Leistungen, ebenso die vier(!) Harfenspielerinnen. Den Streichern des Staatsorchesters, keine neue Erkenntnis, mangelte es an Glanz, was man etwa im Abschnitt „Des Helden Friedenswerke“ bedauern mochte. Man bekam aber trotz der genannten Abstriche eine recht solide Interpretation des „Heldenlebens“ dargeboten. 

Das Publikum spendete am Schluss reichlich Applaus sowie Bravorufe für den ersten Geiger und einzelne Orchestergruppen.

Ingo Starz (Athen)

 

 

 

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