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ATHEN/ Megaron – The Athens Concert Hall: SIR ANDRÁS SCHIFF & CAPELLA ANDREA BARCA

26.01.2024 | Konzert/Liederabende

Megaron – The Athens Concert Hall 

Sir András Schiff & Cappella Andrea Barca

Besuchtes Konzert am 25. Januar 2024

Die Kunst des kammermusikalischen Spiels

Der Pianist András Schiff feierte erst vor wenigen Wochen seinen siebzigsten Geburtstag. Seine Einspielungen der Klavierwerke von Johann Sebastian Bach oder Ludwig van Beethoven wurden von der Kritik gepriesen. Nun gastierte Schiff zusammen mit der Cappella Andrea Barca im Athener Megaron. Er hatte das Kammerorchester 1999 ins Leben gerufen, um Mozarts Klavierkonzerte zur Aufführung zu bringen. Seitdem kann man den Pianisten und das Ensemble öfters zusammen erleben. In Athen kamen sie zu einem reinen Mozartprogramm zusammen. Es erklangen zwei Klavierkonzerte und eine Sinfonie. András Schiff war dabei zugleich Dirigent und Solist.

Gerahmt von den Klavierkonzerten kam Mozarts berühmte Sinfonie Nr. 40 in g-Moll, KV 550 zur Darbietung. Vielleicht machte sich hier die Eigenheit des Orchesters am deutlichsten bemerkbar: Die Cappella Andrea Barca als tenporär wirkender Klangkörper bringt Kammermusiker und Solisten zusammen. So war denn auch der sinfonische Klang von Transparenz und einer gewissen Leichtigkeit geprägt. Schiff animierte seine Kollegen zu einem Spiel, welches der Schwermut des ersten Satzes im folgenden viel vitale Hoffnungsschimmer entgegensetzte. Die Bläser setzten schöne Akzente, das Klangbild entsprach in seinem intimen Charakter tatsächlich einer kammermusikalischen Darbietung. Die Musiker schienen von der Leichtigkeit des Seins zu erzählen. 

Das Interesse des Publikums richtete sich natürlich vor allem auf den Pianisten András Schiff. Bereits im Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur, KV 488 entfaltete dieser seine grossen Qualitäten. Eine hervorragende Anschlagtechnik und eine stets von Empfindsamkeit geprägte Virtuosität sowie eine farbenreiche Tongebung gaben der Musik Lebendigkeit und Tiefe. Die Musikerinnen und Musiker der Cappella Andrea Barca folgten der knappen Zeichengebung des dirgierenden Pianisten bereitwillig. Das Zusammenspiel glich einer intimen Zwiesprache. All dies wurde im nach der Pause aufgeführten Klavierkonzert Nr. 27 in B-Dur, KV 595 noch deutlicher und intensiver. Der zweite, langsame Satz erklang in berührender Dringlichkeit und kammermusikalischem Gestus. Schiff und seine Kollegen demonstierten, was musikalischer Dialog erreichen kann. Der Pianist drängte sich niemals nach vorn, er agierte als Primus inter Pares. Es war ein wahres Mozart-Fest.

Das Publikum im beinahe ausverkauften Konzertsaal folgte dem musikalischen Geschehen aufmerksam und feierte nach den einzelnen Werken und am Schluss Sir András Schiff und die Cappella Andrea Barca. Es war kein Zufall, dass als Zugabe ein Stück von Bach erklang. Und es war ebenso bezeichnend, dass wiederum Pianist und Orchester zusammen agierten. Die Kunst des kammermusikalischen Spiels wurde einem an diesem Abend auf das Schönste vor Augen und Ohren geführt. Ein bewegendes Konzert.

 

Ingo Starz (Athen)

 

 

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