Megaron – The Athens Concert Hall
Konzert des Staatsorchesters Athen, Dirigent: Cornelius Meister
Besuchtes Konzert am 1. Dezember 2023
Romantische Klangwelten
Es ist erfreulich, dass man am Pult des Athener Staatsorchesters vermehrt interessante Gastdirigenten erleben kann. Nun gab Cornelius Meister sein Debüt mit dem griechischen Klangkörper. Der Stuttgarter Generalmusikdirektor hat bereits viele bedeutende Orchester dirigiert und dafür oft sehr gute Kritiken erhalten. Erst vor wenigen Wochen brachte er in Stuttgart Richard Strauss‘ „Die Frau ohne Schatten“ mit Bravour zum Erklingen. Auf dem Athener Programm standen Werke von Tschaikowski und Bruckner. Man war vor allem auf die Sinfonie von Bruckner gespannt, kommen doch dessen Werke in Griechenland nicht so häufig zur Aufführung.
Der Abend begann mit dem ersten Klavierkonzert in B-moll, op. 23 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Das berühmte und hochvirtuose Werk kann klanglich leicht ins Süssliche abdriften. Dies geschah erfreulicherweise nicht an diesem Abend. Meister hielt die Fäden des musikalischen Geschehens straff zusammen, Überschwang und Struktur waren gut ausbalanciert. Letzteres machte schon das Anfangsthema des ersten Satzes deutlich, auf welches die Pianistin Alexia Mouza mit eindrücklichen Akkordschlägen antwortete. Die griechische Solistin zeigte hohes Können und war dem anspruchsvollen Solopart in allen Teilen gewachsen. Der Dirigent sorgte für ein vorbildliches, präsises Zusammenspiel. Mouza gewährte eine Zugabe, welche eine mehr empfindsam-verinnerlichte Musik präsentierte.
Nach der Pause stand Anton Bruckners 4. Sinfonie in Es-Dur, WAB 104 auf dem Programm. Für das Athener Orchester war das eine Herausforderung, die dank Meisters souveränem Dirigat zu einem wirklich gelungenen Result führte. Schon Streichertremolo und vierfacher Hornruf zu Beginn – ersteres hätte prägnanter ausfallen können -, machten deutlich, dass jemand mit Sinn für Brucknersche Klangarchitektur am Pult stand. Das Blech hatte einen sehr guten Abend, was sich etwa im dritten Satz schön zeigte. Die Athener Streicher neigen generell zu Qualitätsschwankungen, das Cello hatte aber einen guten Auftritt im zweiten Satz. Meister hielt das Orchester zu straffen Tempi an, platzierte die Steigerungen und Klangbewegungen gekonnt. Das Publikum bekam eine überzeugende Interpretation von Bruckners „Romantischer“ zu hören. Es ist zu wünschen, dass Cornelius Meister bald ans Pult des Staatsorchesters Athen zurückkehrt.
Nach beiden Teilen des Programms herrschte Begeisterung im Auditorium. Bravorufe für Mouza und Meister.
Ingo Starz (Athen)