Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ATHEN/ Megaron/ The Athens Concert-Hall: DIE ZAUBERFLÖTE. Megaron – Frauenpower triumphiert

22.12.2023 | Oper international

Megaron – The Athens Concert Hall : Die Zauberflöte 

Besuchte Vorstellung am 21. Dezember 2023

Frauenpower triumphiert

Die Wochen um Weihnachten und Neujahr sind gefüllt mit gut besuchten Konzerten, Opern- und Ballettaufführungen. Das Athener Megaron bietet ein regelrechtes Weihnachtsprogramm für das ausgehfreudige Athener Publikum an. Für zwei Abende kommt nun eine halbszenische Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ auf das Podium des Konzertsaals. Eine rein konzertante Präsentation wäre auch wirklich nicht das Richtige für das populäre Werk. Die Frage ist, wie man mit dem beschränkten Raum und den Dialogen umgeht. Entfaltet das Werk seine volle Wirkung ohne die Verwandlungsmöglichkeiten einer Opernbühne?

Der Regisseur Isidoros Sideris nutzt in Ermangelung eines Bühnenbilds eine Gruppe junger Akteure als Bildträger. Sie bringen Papagenos Vögel auf das Podium, erschaffen mit farbigen Tüchern die Prüfungssituationen des hohen Paars. Bisweilen treten sie vom Zuschauerraum her auf, was etwas mehr Bewegung ins Ganze bringt. Die Handlung ist in einem kunterbunten Nirgendwo angesiedelt, was die meisten Zuschauer nicht stört, eine wirkliche Interpretation der Oper aber nicht miteinschliesst. Alles kommt einem irgendwie bekannt vor, der Gegensatz der im Werk beschriebenen Welten wird aber kaum kenntlich. Wenn Sarastro mit seinem Gefolge am Ende des ersten Akts auftritt, fühlt man sich eher an den Triumphmarsch aus Verdis „Aida“ erinnert als an eine höherem Gedankengut verpflichtete Gemeinschaft. Sideris bietet eine Bebilderung des Geschehens, die im Laufe des Abends stark an Reiz einbüsst. Die leicht gekürzten Dialoge werden in griechischer Übersetzung gegeben.

Die halbszenische Aufführung verursacht leider ein Problem für die musikalische Wiedergabe. Das klein besetzte Athener Staatsorchester ist hinter den Sängern (aber vor dem Chor) positioniert. Daraus resultieren deutliche Koordinationsprobleme zwischen Orchester und Solisten. Die Dirigentin Katia Molfesi dreht sich denn auch öfters zu den Sängern um. Das schlanke Klangbild und die eher zügigen Tempi gehen in Ordnung – nur bei Paminas Arie „Ach, ich fühl’s“ würde man sich ein mehr an Innehalten wünschen. Die Holzbläser tun sich wiederholt positiv hervor. Leider gewinnt Molfesi der Musik wenig Akzente ab. Interpretatorisch vermag ihr Dirigat nicht viel zu bieten. Die Chöre von Radio ERT und Stadt Athen zeigen eine solide Leistung. 

Schaut man auf den dargebotenen Gesang, so muss man sagen, dass die Frauen den Abend dominieren. Christina Poulitsi ist eine ebenso bewährte wie erstklassige Königin der Nacht. Die zweite Arie trägt sie geradezu glänzend vor. Chrissa Maliamani überzeugt als Pamina mit rundem Ton und leuchtenden Spitzentönen. Sie empfiehlt sich für weitere Mozartrollen. Die Stimmen der drei Damen – Vassia Alati, Artemis Bogri und Chrysanthi Spitadi – fügen sich zu schönstem Wohlklang zusammen. Papagena ist bei Miranda Makrynioti in guten Händen. Petros Magoulas springt als Sarastro ein und gibt ein stimmlich profundes Rollenporträt. Giannis Selitsaniotis und Andreas Karaoulis zeigen als Priester und Eingeweihte schöne Leistungen. Weniger glücklich ist man mit Yannis Kalyvas als Tamino. Sein Tenor lässt doch deutlich Farbe and Glanz vermissen. Den Papageno von Marios Sarantidis scheinen hingegen Stimmprobleme zu plagen. Der gaumige Klang seines eher klein dimensionierten Baritons erreicht keine rechte Entfaltung und die Höhen der Partie klingen erkämpft. Insgesamt kann man mit den Gesangsleistungen des Abends ziemlich zufrieden sein.

Das Publikum spendet am Schluss, kurz vor Mitternacht kräftigen Applaus mit ein paar Bravorufen.

Ingo Starz (Athen)

 

Diese Seite drucken