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ATHEN/ Megaron/ Megaron – The Athens Concert Hall Staatsorchester Athen: SILVESTER IN PARIS – Französischer Esprit

31.12.2023 | Konzert/Liederabende

Megaron – The Athens Concert Hall 
Staatsorchester Athen: Silvester in Paris

Besuchtes Konzert am 29. Dezember 2023

Französischer Esprit

Es scheint auf Seiten des Konzertpublikums ein beinahe natürliches Bedürfnis zu geben, das Jahr mit populärer klassischer Musik zu beenden. Bevorzugt stehen dann Operettenmusik, Walzer oder Opernhits auf dem Programm. Das Staatsorchester Athen in Zusammenarbeit mit Megaron führt das Publikum in die französische Metropole und Musikwelt. Und siehe da, man hört mehr als nur Offenbach und Bizet. Das Programm des doppelt geführten Konzertabends „Silvester in Paris“ bietet ein recht abwechslungsreiches Potpourri, das neben den genannten Komponisten auch Werke von Gounod, Saint Saens, Massenet und anderen miteinschliesst. 

Das Orchester unter der Leitung von Myron Michailidis präsentiert sich spielfreudig, aber nicht immer überzeugend in Artikulation, Raffinement und Tempo. Der Anfang gelingt gut mit der Ouvertüre zur Oper „Zampa“ von Ferdinand Herold. Das Stück mag etwas simpel gestrickt sein, es hat aber Schmiss und macht Effekt und Laune. Zwei Ballettstücke aus der Oper „Le Cid“ von Jules Massenet wissen ebenfalls zu gefallen. Eher unbefriedigend kommt dagegen der berühmte „Cancan“ aus Jacques Offenbach’s Operette „Orpheus in der Unterwelt“ daher. Das vom Dirigenten angeschlagene Tempo ist zu behäbig und dem Orchesterspiel mangelt es an rhythmischer Präzision und Brillanz. Den Sängerinnen und Sängern ist Michailidis aber stets ein guter Begleiter.

Es sind denn auch die Solisten, die dem Abend einigen Glanz bescheren. Weniger der Tenor Antonis Koronaios, der mit den Höhen und gewissen Verschleisserscheinungen zu kämpfen hat. Darunter leidet insbesondere die Arie „Pourquoi me réveiller“ aus Massenets Oper „Werther“. Besser kommt Koronaios in Bizets „Perlenfischer“-Duett über die Rampe. Sehr überzeugend ist die Leistung des Baritons Dimitris Tiliakos. Das Torero-Lied aus Bizets „Carmen“ erklingt in beeindruckender stimmlicher Fülle und bester Gestaltung. Mit farbenreicher, schlanker Stimme kann die Mezzosopranistin Lucrezia Venturiello aufwarten. Die „Habanera“ aus „Carmen“ und die Arie „Mon coeur sˋouvre à ta voix“ aus Saint Saens‘ Oper „Samson and Delilah“ sind wohlgestaltet. Der Sopran von Alexia Voulgaridou zeigt gewisse Reifeerscheinungen und verringerte Flexibilität. Sie weiss aber den Ton gut zu fokussieren und bietet eine schöne Darbietung der Juwelenarie aus Gounods „Faust“. Die Aufzählung der Werke ist unvollständig, macht aber wohl die reizvolle Spannbreite des Programms deutlich. Als Zugabe gibt es das Trinklied aus Verdis „La Traviata“, dass leider vom Klatschen des Publikums begleitet wird. In diesem Fall ist es nun wirklich eine Unsitte.

Das Publikum im gut gefüllten Konzertsaal spendet reichlich Beifall. Der französische Esprit des Programms entlässt die Zuhörerschaft gut gelaunt in eine milde Winternacht.

Ingo Starz (Athen)

 

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