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ATHEN/ Megaro Mousikis: TRISTAN UND ISOLDE – 2. Akt – konzertant. Staatsorchester Athen. Stefanos Tsialis; Petra Lang; Stefan Vinke

Die Macht der Stimmen

22.02.2020 | Oper

Megaro Mousikis, Athen

Staatsorchester Athen – Tristan und Isolde: 2. Akt (konzertant)

Besuchtes Konzert am 21. Februar 2020

Die Macht der Stimmen

Richard Wagners Musikdrama „Tristan und Isolde“ wurde vor ziemlich genau fuenf Jahren erstmals auf den Spielplan der Griechischen Nationaloper gesetzt. Damals waren es vor allem die Saenger, welche fuer eine eindrucksvolle Auffuehrung sorgten. Nun nahm sich das Staatsorchester Athen unter Leitung seines Chefdirigenten Stefanos Tsialis des zweiten Akts der Oper an und bot ihn konzertant im Musikzentrum Megaro Mousikis dar. In den Hauptrollen waren erfahrene Saenger zu erleben – und wieder war es die Macht der (Wagner-)Stimmen, die das Publikum in seinen Bann zog.

Das Staatsorchester trat in grosser Besetzung an und es waren von Anfang an die Blaesergruppen, die starke Akzente setzten. Stefanos Tsialis entwickelte ein Klangbild, das mehr einem solide organisierten Apparat denn einem dramatischen Klangfluss glich. Die Streicher konnten sich wiederholt zu wenig in Geltung bringen, was sich etwas in den Takten vor dem Liebesschwur „So stuerben wir…“ unvorteilhaft bemerkbar machte. Die orchestrale Seite der Konzertauffuehrung fiel so nur achtbar aus. Man muss Tsialis allerdings zugute halten, dass er stets auf eine gute klangliche Balance zwischen Orchester und Saengern bedacht war.

Die Besetzung des Abends konnte sich wahrlich hoeren lassen. Mit Petra Lang als Isolde und Stefan Vinke standen zwei renommierte Wagnerinterpreten auf der Buehne. Lang ueberzeugte und beeindruckte mit einer differenzierten Rollengestaltung und einem runden Ton, der auch in exponierten Lagen niemals scharf klang. Vinkes Tenor entfaltete metallenen Glanz und fand gleichzeitig zu nuanchierten, beruehrenden Momenten im Duett mit Lang. Die beiden Wagnerinterpreten boten eine ausgezeichnete Leistung. Daneben konnten auch Barbara Kozelj als Brangaene und James Moellenhoff als Koenig Marke starke Akzente setzen. Bei Kozelj beeindruckte ihr klangschoener, sicher gefuehrter Mezzosopran, bei Moellenhoff durfte man sich an seiner gut gestalteten Klangrede erfreuen. Man haette sich vielleicht etwas mehr Samt in seiner Bassstimme gewuenscht. Christos Kechris schliesslich, der die kurzen Einsaetze von Melot und Kurwenal sang, bot eine gute Leistung. Es war ein Abend, der mehr Lust auf Wagner in Athen machte.

Das Publikum spendete anhaltenden Beifall mit Bravos fuer die Solisten.

Ingo Starz (Athen)

 

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