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ATHEN/ Megaro Mousikis: TOSCA – Konzertant mit dem Staatsorchester Athen

Fast eine symphonische Dichtung

06.04.2019 | Oper
Megaro Mousikis, Athen
Staatsorchester Athen: Tosca
Konzertante Auffuehrung am 5. April 2019
 
Fast eine symphonische Dichtung
 
Das Athener Staatsorchester versucht nach Kraeften, ein groesseres Publikum fuer seine Konzerte zu gewinnen. Im Suedosten Europas ist das Interesse an symphonischer Musik begrenzter als anderswo. Das Musiktheater, zumal wenn es das italienische Repertoire betrifft, tut sich da leichter. So war es fraglos eine gute Entscheidung, eine konzertante Auffuehrung von Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ anzusetzen. Der grosse Konzertsaal im Megaro Mousikis war denn auch sehr gut gefuellt. Stefanos Tsialis, der Chefdirigent des Staatsorchesters, entfachte mit dem Klangkoerper grosse Emotionen. Mit eher breiten Tempi glich das Ganze fast einer symphonischen Dichtung – mindestens brachte es die instrumentalen Qualitaeten der Partitur voll zur Geltung. Das Orchester bot eine sehr gute Leistung in allen Gruppen, wobei besonders die Praezision und Intonation der Blaeser beeindruckten. Auf dem Podium standen neben Solisten und Orchester zwei Choere, die ihre Sache gut machten: derjenige der Rundfunkanstalt ERT und das Athener Chorensemble. Einstudiert waren die beiden Kollektive von Dimitris Bouzanis und Dimitris Karavelis. Die Solisten sangen an der Rampe und konnten sich so vokal bestens in Szene setzen.
 
Valentina Boi als Tosca wartete mit einer dunkeltimbrierten Stimme auf, die auch in den dramatischen Momenten nicht ihre Rundung verlor. Ihr „Vissi d’arte“ war tadellos vorgetragen, liess aber eine intensive Gestaltung (noch) vermissen. In jedem Fall verfuegt die Italienerin ueber die richtige Stimme fuer diese Partie. Dimitris Paksoglou war ein hoehensicherer Cavaradossi mit einer dramatischen Attacke, die gefiel. Daneben wusste er auch an den lyrischen Stellen zu ueberzeugen. Die beste interpretatorische Leistung des Abends bot Dimitris Tiliakos als Scarpia. Sein Bariton weist eine eher helle Faerbung auf und verfuegt ueber schoene Farben. Es war eindruecklich, wie Tiliakos einen im zweiten Akt durch seine gestalterischen Faehigkeiten die Konzertsituation vergessen liess. Man spuerte da tatsaechlich die Aura des Machtmenschen Scarpia. Christophoros Stamboglis war eine Luxusbesetzung fuer die kleine Rolle des Cesare Angelotti. Evangelos Maniatis, John Heuzenroeder und Maira Milolidaki deckten die restlichen Rollen mit guten Leistungen ab. Alle Beteiligten fanden zu einer sehr gelungenen Darbietung von Puccinis „Tosca“ zusammen.
 
Das Publikum spendete immer wieder Zwischenapplaus und bejubelte die Mitwirkenden am Ende.
 
Ingo Starz

 

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