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ATHEN/ Megaro Mousikis: Staatsorchester Athen / Ektoras Tartanis; Alexander Gavrylyuk (Mendelssohn, Grieg, Tartaris)

09.02.2025 | Konzert/Liederabende

Megaro Mousikis, Athen  Staatsorchester Athen / Ektoras Tartanis 

Besuchtes Konzert am 7. Februar 2025

Klangwogen

gav

Der in Stuttgart geborene Dirigent und Komponist Ektoras Tartanis hat, wie sein Name verrät, familiäre Wurzeln in Griechenland. Seine Karriere spielt sich freilich hauptsächlich in Deutschland ab. Als erster Kapellmeister am Theater Freiburg (seit 2019) und als Chefdirigent der Niederbayerischen Philharmonie (seit 2023) hat er sich bereits ein gutes Repertoire erarbeitet. Als Dirigent war er in Athen bereits beim Staatsorchester im Einsatz und die hiesige Nationaloper lud ihn vor einem Jahr ein, das Ballett „Carmen“ zu dirigieren. Die Reaktionen auf seine Dirigate vielen sehr positiv aus. So kehrt Tartanis nun ans Pult des Athener Staatsorchesters zurück und dirgiert ein Programm, das im zweiten Teil eine eigene Komposition zur Aufführung bringt. 

Zunächst präsentiert der Konzertabend zwei Klassiker des Repertoires. Er beginnt mit der Konzertouvertüre „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Energetisch geht das Orchester unter Tartanis‘ Leitung das Werk an, mit romantischer Gebärde. Der Wellengang findet im Spiel von Bratsche, Cello und Fagott zu prägnanter Form. Auch das nachfolgende Werk bleibt im romantischen Fahrwasser. Edward Griegs Klavierkonzert in a-moll, op. 16 entstand unter dem Eindruck von Robert Schumanns Konzert, das der Komponist in seiner Leipziger Studienzeit kennengelernt hatte. Mit Alexander Gavrylyuk steht ein versierter Pianist zur Verfügung, der den Klavierpart eindrücklich zu gestalten weiss. Er bringt sich mit charaktervollem, im ersten Satz gleissend aufscheinendem Ton ein und erweist sich als rhythmisch präsiser, eloquenter Gestalter. Tartanis hat das Orchester gut im Griff und hält es zu intensivem Dialog mit dem Soloinstrument an. Die Musikerinnen und Musiker des Staatsorchester erzielen einige schöne solistische Momente, erwähnt sei nur das Horn. Eine gut artikulierte Wiedergabe des Griegschen Klavierkonzerts ist das.

Man ist wohl besonders gespannt auf den zweiten Teil, im dem es den Komponisten Ektoras Tartanis zu entdecken gibt. Auf dem Programm steht sein Konzert „Erato Psaltrian“ für Harfe, Bariton und Orchester. Der Titel zeigt an, dass es eine Referenz zur griechischen Mythologie gibt. Erato ist eine der Musen, diejenige nämlich, die für Lyrik verantwortlich ist und meist eine Lyra haltend dargestellt wird. Letzteres erklärt, warum hier eine Harfe als Soloinstrument auftaucht. Das dreiteilige Werk bezieht sich auf kurze Dichtungen in griechischer Sprache, eine von Tartanis, zwei von Anastasis Asimakopoulos. Musikalisch verbindet die Komposition Elemente der westlichen Moderne und der byzantinischen Gesangstradition. Die Harfe, so möchte man meinen, kommt ein eher atmosphärischer Aspekt zu – überzeugend vorgetragen von Gogo Xagara. Der Inhalt oder die Botschaft wird durch die Stimme vermittelt. Dem Bariton Dimitris Tiliakos gelingt eine intensive, klangschöne Darbietung, die auch der öfters zu erklimmenden hohen Lage bestens gewachsen ist. Die Musik gemahnt, soweit es deren westliche Traditionsbindung betrifft, an die letzten Ausläufer der Spätromantik und die Zweite Wiener Schule. Ektoras Tartanis vermag es, die unterschiedlichen Traditionen zu einer interesssanten Musiksprache zusammenzuführen, die detailreich daherkommt und Pathos nicht scheut.

Das Publikum spendet reichlich Applaus und Bravi für alle Beteiligten. 

Ingo Starz (Athen)

 

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