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ATHEN/ Megaro Mousikis: MICHAEL NYMAN-BAND – Musik für die große Leinwand

07.03.2016 | Konzert/Liederabende

ATHEN/ Megaro Mousikis, Athen/ Michael Nyman BandMusik für die grosse Leinwand

Konzert am 5. März 2016

Zeitgenössische Musik muss keineswegs in kleinen Räumen und vor wenig Publikum stattfinden. Der Auftritt der Michael Nyman Band in der Alexandra Trianti Hall des Megaro Mousikis vermochte meiner Schätzung nach mehr als 1000 Zuhörer anzulocken. Minimal Music als Event? Im Falle von Nymans Musik gelingt das in ganz positivem Sinne. Und es hat damit zu tun, dass Komponisten aus dem angelsächsischen Raum generell weniger Berührungsängste gegenüber Elementen der sogenannten Unterhaltungsmusik haben. Der Komponist ist zudem ein guter Entertainer und Performer, so dass man sich als Zuhörer eher in einem Club denn in einem Konzertsaal wähnte.

 Michael Nyman, der in London studierte, hat bis zum heutigen Tag ein äusserst umfangreiches und vielseitiges Schaffen vorgelegt. Dabei schlüpfte und schlüpft er in unterschiedliche Rollen und agiert als Komponist, Pianist – so auch im Konzert -, Librettist und Musikwissenschaftler. Das Spektrum seines kompositorischen Werks reicht von Kammermusik bis zu Oper und Filmmusik. Seine Popularität verdankt Nyman fraglos seiner Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und vielseitig begabten Künstler Peter Greenaway. In der Filmmusik zu dessen Werken erreicht seine Minimal Music einen betörenden Klang, der wesentlich an älteren Vorbildern der Musikgeschichte geschult ist. Dieser mitreissende Sound begeisterte nun auch das Athener Publikum.

 Die Michael Nyman Band präsentierte „The Baroque Project“. Dabei wurde wesentlich Musik zu Filmen von Greenaway zur Aufführung gebracht. Unterschiedliche Fährten führten zurück in das Zeitalter des Barock. Die Musik zu „The Draughtsman’s Contract“ und „The Cook, the Thief, his Wife and her Lover“ orientiert sich an Kompositionen von Henry Purcell; „A Zed and Two Noughts“ bezieht sich auf Werke von Heinrich Ignaz Franz Biber; „Prospero’s Books“ erkundet die Klangwelt John Dowlands. Es ist faszinierend, wie Nyman mit Rhythmus und Harmonik, mit den repetitiven Strukturen der Alten Musik arbeit und diese Elemente in seinen Kompositionsstil überführt. Seine Minimal Music führt so Vergangenheit und Gegenwart – auch mittels moderner Instrumente – zusammen. Tänzerischer Schwung und Lebensfreude Alter Musik erleben so eine sehr gelungene ‚Wiedergeburt‘. Dargeboten wird das Ganze wirklich exzellent, mit Drive und viel Gespür für Klangfarben. Solcherlei Filmmusik besteht auch ohne Filmspur, weil sie über erhebliche imaginative Qualitäten verfügt und leichterhand die Leinwand vor dem inneren Auge des Zuhörers zu beleben vermag. Man konnte sich an diesem Abend kaum satthören daran.

 Ingo Starz

 

 

 

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