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ATHEN/ Megaro Mousikis: METROPOLIS von Fritz Lang / Filmmusik, Staatsorchester Athen

16.01.2017 | Konzert/Liederabende

Megaro Mousikis, Athen: Staatsorchester Athen begleitet Fritz Langs „Metropolis“

Konzert mit Filmvorführung am 15. Januar 2017

Bildergebnis für metropolis fritz lang
The New York Tower of Babel

Bilderflut und Klangrausch

 Fritz Langs Film „Metropolis“ (1927) gehört ohne Frage zu den kinematografischen Meisterwerken des letzten Jahrhunderts. Auch beim wiederholten Anschauen ist man fasziniert von den ebenso utopisch wie mythologisch begründeten Bildwelten. Die Geschichte von Joh Fredersen, der quasi als „Hirn“ über eine Stadt, in der die Menschen nur ausführende, anonyme „Hände“ sind, herrscht, ist als Reaktion auf die moderne kapitalistische Arbeitswelt aussagekräftig geblieben. Zudem ist es für den Zuschauer immer wieder beeindruckend mitzuverfolgen, wie gekonnt Fritz Lang auf der Klaviatur deutscher Kultur- und Bildungsgeschichte spielt, etwa mit der Figur des Erfinders Rotwang, mit der Erlösergestalt Freder Fredersen, dem Ort der „Ewigen Gärten“ und mit vielem mehr. „Metropolis“ vereint wie in einem Brennspiegel die widersprüchliche, kulturell so reiche der Zwanziger Jahre in Berlin. Und der Film besticht dabei durch seine avancierte filmische Ästhetik.

 Die Geschichte der Wiederherstellung resp. Rekonstruktion des Films in (annähernd) originaler Länge ist beinahe genau so aufregend wie das Werk an sich. Mit Hilfe einer 2008 in Buenos Aires entdeckten Kopie gelang es, die früheren Lücken fast vollständig zu schliessen. Die Welturaufführung der restaurierten Fassung fand am 12. Februar 2010 statt, gleichzeitig im Berliner Friedrichstadtpalast – im Rahmen der Berlinale – und in der Alten Oper in Frankfurt. Wie damals in Berlin stand nun auch in Athen Frank Strobel am Dirigentenpult. Er darf mit Fug und Recht als herausragende Kapazität in Sachen Filmmusik bezeichnet werden. Strobel führte das Staatsorchester Athen souverän durch die Musik von Gottfried Huppertz. Das gross besetzte Orchester wartete mit sattem Streicherklang und präzisen Einsätzen auf. Da sass jede Phrase und die Musiker waren mit sichtbarer Freude bei der Sache. Die erreichte Synchronität von Film und Musik war beeindruckend.

 Die „Metropolis“-Musik von Gottfried Huppertz ist ein Glanzstück deutscher Stummfilmmusik. Sie stand und steht für unterschiedliche Besetzungen zur Verfügung, ihr Reichtum erschliesst sich aber am besten, wenn ein grosses Orchester aufspielt. Dann entfalten der spätromantische Duktus – etwa im Freder-Motiv – und die zeitgenössische Tanzmusik – Babylon-Szenen – ihre volle Wirkung.  Man spürt in jedem Moment, dass Huppertz die Partitur in enger Zusammenarbeit mit Fritz Lang und der Drehbuchautorin Thea von Harbou geschaffen hat. Wenn man wie im Konzert mit dem Staatsorchester Athen „Metropolis“ mit Live-Musik erleben kann, versteht man, warum dieser Film auch so etwas wie ein kinematografisches Musiktheater darstellt. Das Publikum im Megaro Mousikis war begeistert.

 Ingo Starz

 

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