Megaro Mousikis, Athen
La Diva – Tribute to Maria Callas
Konzert vom 16. September 2017
Auf den Spuren der grossen Griechin
Der Zugkraft des Namens Maria Callas hat auch das Athener Musikzentrum Megaro Mousikis vertraut und exakt am 40. Todestag der Sängerin eine Operngala anberaumt. Zwei Tage nach der Callas-Gala im Odeion des Herodes Attikus strömte das Publikum zwar nicht in Scharen, es vermochte aber gleichwohl den grossen Konzertsaal gut zu füllen. Das Programm wies teils dieselben Stücke auf wie das erste Konzert, wusste aber schon allein durch eine bessere Dramaturgie mehr zu überzeugen. Auf Musik von Verdi im ersten Teil, folgten im Megaro Mousikis nach der Pause Werke von Cilea und Puccini. Die ausgewählten Arien und Vorspiele fügten sich hier wirklich zu einem stimmigen Ganzen. Hinzu kam, dass dieses Konzert auch in musikalischer Hinsicht überzeugender daherkam als die Veranstaltung im Odeion.
Für den instrumentalen Part stand im Konzertsaal das Athener Staatsorchester zur Verfügung. Es erwies sich in der Qualität einzelner Orchesterstimmen und der klanglichen Flexibilität dem Klangkörper des Opernhauses als überlegen. Mit Miltos Logiadis stand ein Dirigent am Pult, der sowohl das dramatische Feuer Verdis als auch den klangsinnlichen Zauber des Verismo entfachen konnte. Das Orchester schien bestens auf seine Aufgabe vorbereitet und wusste mit rhythmisch und dynamisch ausgefeilten Interpretationen für sich einzunehmen. So war etwa die temperamentvoll dargebotene Ouvertüre zu Verdis „La forza del destino“ einer der Höhepunkte des Konzerts.
Im Zentrum des Abends stand aber natürlich die Sopranistin Dinara Alieva. Vielleicht bewegte sich ihre Gestik in manchen Momenten etwas zu sehr auf den Spuren der Callas, an ihrem Gesang konnte man kaum etwas tadeln. Mit ihrer farbenreichen Stimme, die über eine gute Agilität verfügt, konnte sie gleich zu Beginn mit den beiden Arien der Leonora aus „Il Trovatore“ starke Akzente setzen. In den dramatischeren Partien der Aida und Forza-Leonora stiess sie zwar an Grenzen, wusste aber in Sachen Gestaltung durchaus zu überzeugen. Ihr Sinn für klangfarbliche Akzente kam auch nach der Pause bestens zur Geltung. Die ausgewählten Arien aus „Adriana Lecouvreur“, „Tosca“ und „Manon Lescaut“ boten eine überzeugende, ja berührende Klangrede. Gerade die Arie aus der letztgenannten Oper liess keine Wünsche offen. Das von Alievas Gesang begeisterte Publikum bekam als Zugabe – wie könnte es anders sein am Todestag der Callas – Normas „Casta Diva“ dargeboten. Noch einmal durfte man eine Stimme geniessen, die nicht bedeutend zu nennen ist, aber auf hohem Niveau und mit erheblichem Gespür für klangsinnliche Akzente agiert. Ein sehr gelungener Abend im Gedenken an Maria Callas.
Ingo Starz