Megaro Mousikis, Athen
Il barbiere di Siviglia (halbszenisch)
am 1. Februar 2020
Turbulente Rossini-Show
Rossinis komische Oper ‚Il barbiere di Siviglia“ gehoert zu den populaersten Werken des Genres und wird allerorten oft gespielt. In den letzten vier Jahren haben die Griechische Nationaloper (szenisch) und das Konzerthaus Megaro Mousikis (halbszenisch) den Klassiker auf die Buehne resp. das Konzertpodium gebracht. Nun kommt die Oper erneut im Konzertsaal zur Auffuehrung – mit einer Besetzung, die zwei Saenger erstmals nach Athen bringt: German Olvera und Mark Milhofer. Mary-Ellen Nesi und Christophoros Stamboglis waren schon bei der halbszenischen Praesentation 2018 dabei. Bescherte die veraenderte Besetzung dem Publikum das erhoffte musikalische Wohlgefallen?
Zunaechst muss man sagen, dass die nun dargebotene halbszenische Version noch komoediantischer geriet als die vorangegangene. Um die klein besetzte Camerata, das Orchester der Musikfreunde, wurde unter Nutzung von ein paar Stuehlen ein wahres Feuerwerk an szenischen Aktionen geboten. Gerade die neu hinzugekommenen Saenger, Olvera und Milhover, welche Figaro und Almaviva gaben, bildeten eine grossartige Paarung. Die beiden, aber auch Bruno Pratico als Don Bartolo fuehrten geradezu exemplarisch vor, wie man eine Geschichte auch mit Koerpermimik und -gestik trefflich erzaehlen kann. Rossinis Figuren wurden dabei lebendiger als in mancher Inszenierung des Werks. Der Vitalitaet der Opera buffa abtraeglich war hingegen das allzu einfoermige, den spezifischen Rossiniton nicht treffende Dirigat von George Petrou, der auch am Cembalo sass. Es fehlte dem Orchesterklang an Binnenzeichnung. Das war schade, da die auf historischen Instrumenten spielenden Musiker eine schoene Leistung boten.
Saengerisch bestimmten German Olvera als Figaro und Mark Milhofer als Graf Almaviva den Abend. Der eine beeindruckte mit Fuelle und Farben seines Baritons, der andere mit einem geschmeidigen, zu reichen Verzierungen faehigen Tenor. Es war eine wahre Freude diesen beiden zuzuhoeren. Mary-Ellen Nesi, welche die Rosina sang, litt an einer Erkaeltung, konnte aber gleichwohl die hohen Toene sicher platzieren. Sie bot ein gutes, geschmackvolles Rollenportraet. Bruno Pratico als Don Bartolo, beherrschte seine Rolle, wissend um alle Feinheiten des Rossinigesangs. Seine Stimme hat aber an Frische und Flexibilitaet eingebuesst. Christophoros Stamboglis war ein guter, stimmstarker Don Basilio. Daneben ueberzeugten Anastasia Kotsali als stimmschoene Berta, Dionysis Tsantinis als Fiorello sowie ein sechskoepfiger Maennerchor. Diese halbszenische Auffuehrung bot alles in allem erhebliches Rossini-Vergnuegen.
Das Publikum feierte am Schluss die Beteiligten, insbesondere German Olvera und Mark Milhofer.
Ingo Starz (Athen)