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ATHEN/ Megaro Mousikis: IL BARBIERE DI SIVIGLIA (halbszenisch)

19.02.2018 | Oper

Megaro Mousikis, Athen
Il barbiere di Siviglia (halbszenisch)
Besuchte Vorstellung am 16. Februar 2018

Ein italienisches Tollhaus

Das Athener Konzerthaus Megaro Mousikis nimmt regelmässig und gerne halbszenische Opernaufführungen ins Programm, da diese dem theaterbegeisterten Publikum besser zu verkaufen sind als etwa die Konzerte des hiesigen Staatsorchesters. Es bedarf allerdings populärer Werke, um den grossen Konzertsaal einigermassen zu füllen. Nun hatte man Gioachino Rossinis unverwüstliche Oper „Il barbiere di Siviglia“ ausgewählt.

Als Orchester fungierte die Armonia Atenea, welche von George Petrou dirigiert wurde. Diese Kammerorchester-Formation reicht fraglos aus, um Rossinis Meisterwerk zu vollem Leben zu erwecken. Die Bläser boten dabei durchwegs erfreuliche Leistungen. Das Dirigat von Petrou setzte zwar immer wieder gelungene Akzentuierungen und Temporückungen, überforderte aber bisweilen bei raschen Tempi das Sängerensemble. So drifteten instrumentale und vokale Darbietung mehr als einmal auseinander. Auch erreichte der Streicherklang nicht eben die Homogenität, die man sich wünschen würde.

Da die Sängerinnen und Sänger vor und neben, einmal auch über dem Orchester agierten und darum meist nicht frontal zum Publikum sangen, wurden sie bisweilen vom Orchester zugedeckt. Dieses Problem ist jedoch weniger dem Dirigenten als vielmehr dem Veranstalter zuzuschreiben. So ganz ideal ist grosse Konzertsaal in akustischer Hinsicht eben nicht für halbszenische Projekte. Wenn man nicht im mittleren Sektor des Parketts sitzt, hat man schnell einmal das Nachsehen und hört nicht jeden Ton der Sänger. Das ist umso bedauerlicher, da die an der Rossini-Produktion Beteiligten nicht nur spielfreudig zu Werke gingen – man bekam eine flott und witzig daherkommende Komödie zu sehen -, sondern auch und vor allem einen sehr guten Opernabend darboten.

Tasis Christoyannopoulos war ein wendiger, vokal auftrumpfender Figaro. Seine Stimme ist nicht die farbenreichste, war aber sicher geführt. Christoyannopoulos durfte den schwulen Frisör geben, der geschickt die Fäden in der Hand hält. Das führte zu ein paar unnötigen darstellerischen und vokalen Übertreibungen, die aber nicht weiter ins Gewicht fielen. Die Rosina von Mary-Ellen Nesi wartete mit einem warm timbrierten Mezzosopran auf, der die nötige Geläufigkeit für diese Partie aufwies. Ihre Stimme hat Charakter und fesselte den Hörer, auch wenn nicht jede Verzierung makellos gesetzt war. Juan Sancho verfügt über einen äusserst stilsicher geführten, hell timbrierten Tenor. Sein Vortrag überzeugte in jedem Moment. Christophoros Stamboglis gab einen klangvollen und stimmschönen Don Basilio. Der junge Marios Sarantidis debütierte als Don Bartolo. Sein sicher geführter, wohlklingender Bariton, dessen Volumen noch ein wenig begrenzt ist, gewann der Figur interessante Facetten ab. Sarantidis ist zudem ein begabter Singschauspieler, der im Zusammenspiel mit Juan Sancho zu Hochform auflief. Die kleineren Rollen der Berta und des Fiorello waren bei Anastasia Kotsali und Angelos Chondrogiannis bestens aufgehoben. Zum sehr gut gestimmten Ensemble gesellten sich acht Choristen, die ihrer Aufgabe gewachsen waren.

Am Ende war das Publikum begeistert und spendete lang anhaltenden Beifall.

Ingo Starz (Athen)

 

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