Megaro Mousikis, Athen
Griechisches Radiosinfonieorchester: Mahler 5 / Michalis Economou
Besuchtes Konzert am 10. Februar 2025
Weltmusik
Es ist schon einige Jahre her, als der Rezensent den Dirigenten Michalis Economou mit Gustav Mahler erlebte. Das Konzert fand damals im Auditorium von Technopolis, dem industriellen Museum und Erlebnisgelände von Athen, statt. Der beschränkte Raum gab nur Platz für eine kleine Orchesterbesetzung. Economou präsentierte die vierte Sinfonie von Gustav Mahler in deren kammermusikalischer Fassung. Dies ermöglichte ein anderes Hörerlebnis, eines, das mehr auf Details und die einzelnen Orchesterstimmen fokussiert war. Schon damals fiel auf, wie sehr der Dirigent an der stimmlichen Vielfalt und der klanglichen Transparenz interessiert war. Dies bestätigte sich nun auch in einem Konzert im grossen Saal des Megaro Mousikis.
Das Griechische Radiosinfonieorchester brachte unter Economous Leitung Gustav Mahler’s fünfte Sinfonie zur Aufführung. Und dieses Mal stand der Dirigent vor einer grossen Orchesterformation. Schon die Fanfare zu Beginn machte deutlich, dass Economou das Werk achtsam und mit eher getragenem Tempo anging. Die Themen waren gut herausgearbeitet, das Orchesterspiel entwickelte eine beachtliche Sogkraft, gerade weil sich die Struktur so schön entfalten konnte. Die explosive, dramatische Zuspitzung, das musikalische Aufeinanderprallen thematischer Komplexe hatte Economou bei seinem Dirigat wohl weniger im Sinn. Es ging ihm erfahrbar mehr um ein organisches Ausbreiten des musikalischen Materials. Die Spannung entwickelte sich durch präzise Artikulation und Ruhemomente. Das Orchester war hörbar bei der Sache und folgte dem achtsamen Dirigat. Es kam zwar nicht alles perfekt über die Rampe – manchmal haperte es ein wenig an der Intonation, die Artikulation der Violinen hätte da und dort prägnanter sein können -, die Musiker vereinte jedoch ein von Michalis Economou mit klarer Zeichengebung vermittelter Gestaltungswillen. Eindrücklich gerieten etliche Passagen, etwa das kammermusikalische Spiel der Streicher oder ganz besonders das Hornsolo im dritten Satz. Das Griechische Radiosinfonieorchester präsentierte sich in sehr guter Form und bot eine tolle, „sprechende“ Interpretation von Mahlers Fünfter.
Das Publikum folgte dem Werk aufmerksam. Der Dirigent hatte sich Zwischenapplaus verboten, was der allgemeinen Konzentration förderlich war. Am Schluss war die Begeisterung gross und das Publikum spendete lang anhaltenden Beifall und Bravorufe.
Ingo Starz (Athen)