Megaro Mousikis, Athen
Ergon Ensemble
Besuchtes Konzert am 4. Februar 2017
Im Kinderzimmer der Neuen Musik
Das Musikzentrum Megaro Mousikis bietet ein reichhaltiges Programm für das junge Publikum an. Das jüngste Konzert des Ergon Ensembles, welches unter dem Titel „Musikgeschichten für Kinder und ‚kluge‘ Erwachsene“ firmierte, ist Bestandteil dessen. Angesichts der gewählten Musikstücke und der üblichen Konzertdauer von zwei Stunden, sind allerdings Zweifel angebracht, ob die Musik von Adès, Mouzas und Gruber wirklich die Ohren des teilweise sehr jungen Publikums erreichte. Gerade im ersten Teil des Abends konnte man feststellen, dass es den Kindern schwer fiel, sich auf die ungewohnten Klänge zu konzentrieren.
Die griechische Erstaufführung von HK Grubers „Frankenstein!!“ zog fraglos die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Das Werk wurde in der 1979 uraufgeführten Ensemble-Fassung zur Aufführung gebracht, mit 12 Musikern und einem Chansonnier. Der Komponist merkt zu diesem ‚Pandämonium‘ an: „allerleirausch, neue schöne Kinderreime, der Titel des Bandes, dem die Frankenstein!!-Gedichte entnommen sind, verspricht Harmloses, aber Artmann selbst hat seine Reime unter anderem als verschlüsselte politische Statements beschrieben. (…) Artmanns Entmystifizierung heroischer Schurken oder schurkischer Heroen findet musikalische Parallelen, beispielsweise in der ständigen Verfremdung des konventionellen Orchesterklanges durch den Griff in einen Schrank voller Spielzeuginstrumente.“ Das Ergon Ensemble brachte unter der Leitung von Kasper de Roo diese heiter-ironische Verspieltheit der Musik bestens zur Geltung. Der bunte Mix aus populären Musiksprachen verfehlte nicht zuletzt dank Tassis Christoyannis als Chansonnier seine Wirkung nicht. Der Sänger beeindruckte nicht nur mit einer Stimme, die mühelos durch alle Register glitt, sondern auch durch sein gekonntes Spiel. Die Artikulation der ins Griechische übersetzten Artmann-Reime war perfekt auf Mimik und Gebärden abgestimmt. Ob als Mickey Mouse oder Superman, Christoyannis brachte Text und Musik auf den Punkt.
Das Konzert startete mit Thomas Adès Komposition „Living Toys“, welche ebenfalls erstmals in Griechenland erklang. Das Werk für ein 14-köpfiges Ensemble bietet interessante klangliche Aspekte, in welchen Jazz oder Filmmusik aufscheinen. Darüber hinaus lassen sich einzelne Handlungsszenen unschwer heraushören: etwa der durch Kastagnetten kenntlich gemachte Stierkampf oder eine Schlacht. Das Ergon Ensemble bot eine sehr engagierte Interpretation. Alexandros Mouzas, Gründungsmitglied des Ensembles, steuerte schliesslich ein neues Werk bei: „Kleine Szenen – für böse Kinder“. Das Werk bietet zwei liedhafte Erzählungen, welche bei Tassis Christoyannis bestens aufgehoben waren. Die mit Idiomen populärer Musik arbeitende Komposition beweist Humor, aber nicht allzu viel Originalität. Ein angenehm hörbares Stück Musik ist das. Die jungen und älteren Zuhörer spendeten am Ende kräftigen Applaus.
Ingo Starz