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ATHEN/ Megaro-Mousikis: DIE LUSTIGE WITWE. Neuinszenierung

22.12.2015 | Operette/Musical

ATHEN: Die lustige Witwe im Megaro Mousikis
Premiere am 18. Dezember; besuchte Vorstellung am 20. Dezember

Hinreissender Lehár-Abend in Athen

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Foto: Megaro Mousikis

Um Weihnachten und Neujahr herum gehört die Leichte Muse allerorten zum festen Bestandteil der Konzert- und Opernhausprogramme. Die Athener Konzerthaus-Gesellschaft und die Griechische Nationaloper haben sich heuer zusammengetan und Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ in den großartigen Konzertsaal des Megaro Mousikis gebracht. Dargeboten wurde – was der Rezensent an diesem Ort nicht erwartet hätte – eine szenische Version. Der für solche Umnutzungen gerüstete Saal verwandelte sich dazu in ein Opernhaus mit Orchestergraben, Vorhang und grosser Bühne. Der Regisseur Vassilis Nikolaidis hat sich zusammen Yiannis Metzikov (Bühne/Kostüme) und Efi Karacosta (Choreografie) einiges einfallen lassen. Mit wenigen Aufbauten und Projektionen, mit prächtigen Kostümen und viel Spiellaune wurde die Geschichte der Hanna Glawari erzählt. Die Darbietung des Vilja-Lieds geriet dabei zur Schlüsselszene, einem theatralischen Moment mit Tanz und Film, der die romantische Liebe beschwor. Solisten und Chor waren überzeugend geführt und setzten mit Leichtigkeit komische Akzente. Das kleine Tanzensemble leistete sehr gute Arbeit. Überschäumendes Temperament wie Poesie hatten ihren Platz. Das nur vom Piano angestimmte Vilja-Lied mit Filmbildern zu Beginn oder der Gasballon mit dem Liebespaar am Schluss: Alles fügte sich bestens zu einer rundum gelungen Inszenierung zusammen.

Wesentlich zum Erfolg des Abends trug das Staatsorchester Athen bei. Unter der Leitung von Miltos Logiadis bot es eine erstklassige Darbietung, die mit einem äusserst differenzierten Klangbild einherging. Da wurde nichts knallig oder effekthascherisch gespielt – im Gegenteil, rhyrhmisch präzise und desöfteren leise und transparent ertönte Lehárs wunderbare Musik aus dem Graben. Es war eine Freude dem engagierten Spiel der Musiker zuzuhören. Der von Kostis Konstantaras einstudierte Chor „Fons Musicalis“ erbrachte eine gute Gesangsleistung und erwies sich als szenischer Gewinn.

Die Auswahl der Solisten liess fast keine Wünsche offen. Irini Karaianni verlieh der Hanna Glawari kecken Witz und zarte Töne. Das Vilja-Lied bot sie mit eindrücklichen Piani und innigem Ausdruck dar. Haris Andrianos gab einen vollendeten Lebemann, mit wandlungsfähiger Stimme und farbenreichem Klang. Und an Charme mangelte es ihm wahrlich nicht. Myrsini Margariti war eine bezaubernde Valencienne mit rundem, lyrischen Ton. Yiannis Kalivas‘ Stimme hätte entspannter klingen können, er war gleichwohl eine gute Besetzung als Rosillon. Einen starken Akzent setzte Paul Zachariadis als Baron Mirko Zeta: Sein Countertenor war gleichsam das musikalische Zentrum der Komik.

Es liessen sich noch etliche Sänger anführen, die gelungene Akzente setzten, etwa die von Yiannis Filias und Thanasis Evangelou gesungenen, abgewiesenen Liebhaber Cascada und St. Brioche. Auch Nikos Filimegas als Njegus zeigte eine treffliche Leistung.

Zusammenfassend darf man sagen, dass man im Megaro Mousikis eine rundum gelungene „Lustige Witwe“ erleben konnte.

Ingo Starz

 

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