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ATHEN/ Literarische Gesellschaft Parnassos: STAATSORCHSTR ATHEN: Klavierquintette. Kammermusik sinfonisch

16.04.2024 | Konzert/Liederabende

Literarische Gesellschaft Parnassos 

Staatsorchester Athen: Klavierquintette

Besuchtes Konzert am 15. April 2024

Kammermusik sinfonisch

Neben den Sinfoniekonzerten im Konzertsaal des Athener Megaron veranstaltet das Staatsorchester Athen auch eine beachtliche Anzahl von Kammermusikabenden, an denen Mitglieder des Klangkörpers auftreten. Diese Konzerte finden an wechselnden Orten statt, der Saal der Literarischen Gesellschaft Parnassos ist dabei fraglos ein bevorzugter Platz. Im Herzen der Stadt gelegen bietet der historische Raum viel Atmosphäre und eine sehr gute Akustik. Auf dem Podium fanden sich nun vier Orchestermusiker zusammen: Die Geiger Vasilis Soukas und Iordanis Santos Mastralexis, die Violaspielerin Enkela Kokolani und der Cellist Angelos Liakakis. Zu diesen gesellte sich der Pianist Thodoris Iosifidis. Auf dem Programm standen erfreulicherweise Werke, die man nicht so oft zu hören bekommt. 

Was die Klavierquintette von César Franck und Alfred Schnittke verbindet ist ihr sinfonischer Charakter. In drei resp. fünf Sätzen erkunden und weiten die beiden Werke die klanglichen Möglichkeiten des Quintetts und lassen dabei viel expressiven Ausdruck hören. Francks spätromantisches Stück in f-Moll kommt ungemein farbenreich daher und gehört zu den Meisterwerken des Komponisten. Die von Chromatik geprägte Harmonik besticht in ihrem Einfallsreichtum, ebenso wie die Themenbehandlung beeindruckt. Das Seitenthema des ersten Satzes taucht etwa im zweiten und dritten Satz wieder auf. Die fünf Musiker auf dem Podium machten ihre Sache ganz fabelhaft und boten eine mitreissende Interpretation des Werks. Schnittkes Klavierquintett kam wenige Jahre nach seiner Entstehung tatsächlich in einer Bearbeitung für Sinfonieorchester unter dem Titel „In memoriam…“ in den Konzertsaal. Streicher und Klavier gehen in dem Quintett einen intensiven Dialog ein, der um Momente der Erinnerung kreist. Der melodiöse, etwas sentimental anmutende Klavierpart steht für etwas Vergangenes, lässt gleichsam Erinnerungsfetzen erklingen. Die Streicher demonstrierten mit flirrrendem, teils hartem und energisch vorgetragenem Klang, wie quälende Gegenwart Erinnerung erschwert und konterkariert. Es ist ein äusserst intensives Stück, das viel Autobiografisches von Schnittke verarbeitet. Das Ensemble legte die musikalischen Schichten der Komposition in hervorragender Weise frei. Es war ein wunderbarer Kammermusikabend.

Das Publikum reagierte mit Begeisterung auf die beiden dargebotenen Werke.

 

Ingo Starz (Athen)

 

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