Staatsorchester Athen
Die vier Jahreszeiten
Literarische Gesellschaft Parnassos
Besuchtes Konzert am 17. Dezember 2024
Man ist in der Vorweihnachtszeit schon eher dankbar, wenn Konzertprogramme nicht die üblichen festlichen Musikstücke aufweisen. Für einen Abend im Saal der Literarischen Gesellschaft Parnassos hatten sich zwölf Musikerinnen und Musiker des Athener Staatsorchesters zusammengetan. Man hatte dafür zwei Werke zusammengebracht, die in engem Zusammenhang stehen, aber unterschiedlichen Jahrhunderten entstammen. Italienischer Barock und südamerikanische Musik des 20. Jahrhunderts begegneten sich unter dem Titel „Vier Jahreszeiten“.
Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“, opus 8 ist ein gern gespielter Klassiker. Er kam in kleiner Besetzung und ohne Dirigenten zur Aufführung. Die Geigerin Katerina Chatzinikolaou war die Solistin und führte auch das Ensemble an. Das Resultat war eine ganz solide Aufführung, in der erwartungsgemäss die Sologeigerin Glanzlichter setzen konnte. In Tempo und Streicherklang hätte man sich bisweilen mehr Artikulation, deutlichere interpretatorische Akzente gewünscht. Ein ad hoc zusammengestelltes Ensembe erreicht, dass muss man einräumen, schwerlich die klanglichen Finessen eines permanent zusammenspielenden Kammerorchesters. Es war eine schöne Idee, Vivaldis Werk mit Astor Piazzollas Komposition „Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ zu kombinieren. Der Argentinier ist für seine Tangomusik bekannt, sein Œuvre weist aber einiges mehr auf. In seiner Jahreszeiten-Musik zitiert er das Werk des Italieners. Vor allem aber arbeitet er mit einem anderen harmonischen und rhythmischen Spektrum, das von Herbheit und Spielfreude geprägt ist. Piazzolla wie Vivaldi boten schöne Aufgaben für die zwölf Musiker.
Es war, wie bereits erwähnt, die Geigerin Katerina Chatzinikolaou, welche das musikalische Zentrum des Konzerts bildete. Um sie herum waren engagierte Kollegen im Einsatz: Dimitra Triantafyllou, Ioanna Gaïtani, Nikos Beis, Panagiotis Tsiotis und Iordanis Santos an der Violine, Enkela Kokolani und Misa Smirnov an der Viola, Isidoros Sideris und Dimitris Travlos am Cello, Nikos Tsoukalas am Kontrabass sowie Gerasimos Choïdas am Cembalo. Alle zusammen brachten ein ungewöhnliches, anregendes Konzertprogramm zur Aufführung.
Das Publikum gewährte immer wieder Zwischenapplaus und zeigte sich am Schluss sehr angetan von den Darbietungen. Bravorufe für Katerina Chatzinikolaou.
Ingo Starz (Athen)