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ATHEN/ Konservatorium: Philharmonia Orchester Athen/Christos Kolovos. (Kidoniatis, Mozart, Brahms) Massvolles Musizieren.

24.11.2024 | Konzert/Liederabende

Athener Konservatorium: Philharmonia Orchester Athen/Christos Kolovos

Besuchtes Konzert am 23. November 2024

Massvolles Musizieren

Das Philharmonia Orchester Athen arbeitet projektbezogen und bietet neben Konzerten in der griechischen Hauptstadt regelmässig solche auf Kreta an. In seinen Programmen kommen häufig Werke griechischer Komponisten zur Aufführung. Das ist fraglos per se etwas Verdienstvolles. Um ein grösseres Publikum zu erreichen, was in Griechenland nicht so einfach ist, setzt der Klangkörper im übrigen auf Klassiker des Repertoires. Das ist nun auch der Fall beim zu besprechenden Konzert im schönen, relativ neuen Konzertsaal des Athener Konservatoriums. Das Orchester tritt dort in einer kleineren Besetzung mit rund 40 Musikerinnen und Musikern an.

Das Konzert beginnt mit einem Spätwerk des griechischen Komponisten Konstantinos Kidoniatis (1908-1996). Dieser hatte sich in den 1930er Jahren studienhalber mehrere Jahre in Paris und Brüssel aufgehalten. Seine erste griechische Suite für Orchester kam 1991 zur Uraufführung. Das sechsteilige Werk arbeitet sich an melodischen und harmonischen Elementen der griechischen Musik ab. In der musikalischen Ausführung klingt das ziemlich neoklassisch, klar strukturiert und von eher getragenem Ausdruck. Wie bei so vielen hiesigen Komponisten ist das Bemühen erkennbar, nationales Musikgut in die Tradition klassischer Musik zu integrieren. Das Orchester unter der Leitung von Christos Kolovos bringt das Werk geschmackvoll zur Aufführung, kann aber nicht verhindern, dass die Suite dem Zuhörer etwas zu effektvoll und konventionell vorkommt. 

Das zweite Werk des Abends ist ein Klassiker des Repertoires, Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert KV 466. Hier kontrastiert das eher unverbindliche, formbetonte Spiel des Klangkörpers mit dem akzentuierten Vortrag des Pianisten. Konstantinos Destounis macht seine Sache am Klavier gut. Der drängende, leidenschaftliche Gestus des ersten und dritten Satzes und der innige Ton des langsamen Mittelsatzes kommen überzeugend zum Ausdruck. Und natürlich ist es der berühmte zweite Satz, der das Publikum besonders in den Bann zieht. Klangsprachlich würde man sich freilich vom Orchester mehr erwarten. So war es letztlich nur eine sehr solide Darbietung. 

Nach der Pause steht ein Werk von Johannes Brahms auf dem Programm, das man nicht so häufig zu hören bekommt. Die Wahl des Stücks mag mit der Orchesterbesetzung zusammenhängen. Es erklingt Brahms‘ Serenade Nr. 1, opus 11. Das sechsteilige Werk bietet insbesondere den Bläsergruppen schöne Möglichkeiten zu glänzen und es sind die Hörner, die sich an diesem Abend positiv hervortun. Die Serenade steht am Beginn von Brahms‘ Auseinandersetzung mit Orchestermusik und zeigt deutliche Einflüsse von Vertretern der Wiener Klassik. Das Werk weist einen festlichen, heiteren Charakter auf. Kolovos hält das Philharmonia Orchester zu einer gut strukturierten, aber etwas brav dargebotenen Aufführung an.

Das Publikum spendet am Schluss sehr freundlichen Beifall, der Pianist gewährt eine Zugabe. 

Ingo Starz (Athen)

 

 

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