Griechisches Nationaltheater, Athen
Carlo Goldoni: Der Impresario von Smyrna
Besuchte Vorstellung am 11. November 2023
Der Opernbetrieb als Spiegel der Welt
Foto: Griechisches Nationaltheater Athen
Die Stücke von Carlo Goldoni gehören bis in unsere Tage zu den Komödienklassikern. Das dort versammelte Figurenrepertoire verrät viel über die Gesellschaft im Venedig des 18. Jahrhunderts. „Der Impresario von Smyrna“ wird im deutschsprachigen Raum kaum aufgeführt, macht aber auf der Bühne des Griechischen Nationaltheaters in Athen einigen Sinn – war doch Smyrna bis 1922 eine von Griechen geprägte Stadt. Was mag Goldoni an Smyrna, an einem Vertreter aus dieser Stadt interessiert haben? Schaut man sich das Stück an, wird klar, dass der Autor wie andere Künstler seiner Zeit dem Geist des Exotismus folgt. Das Anderssein des türkischen Impresario aus Smyrna wird zur Schau gestellt.
Die Komödie handelt von Vertretern des Opernbetriebs, davon dass ein türkischer Impresario nach Venedig kommt, um eine Operntruppe für Smyrna zusammenzustellen. Hilfreiche Herren bieten sich im an, schlechtbezahlte Opernsängern lechzen nach Anstellung. Allen voran treten drei Sopranistinnen in Erscheinung, welche der Kampf um die Primadonnenrolle gegeneinander aufbringt. Alle Sänger versuchen dabei hohe Gagen zu erlangen. Nach einigen Manövern und Finten, einem Wettstreit der Eitelkeiten führt der trickreiche Graf Lasca schliesslich ein glückliches Ende herbei. Die Operntruppe, mit bescheidenen Salären versehen, kann nach Smyrna aufbrechen. Der Türke, mehr an Haremsdamen denn an Sängerinnen interessiert, ist erleichtert und zufrieden.
Der Regisseur Vasilis Papavasileiou hat die gute Idee, neben Musikern eine echte Opernsängerin auf die Bühne zu bringen. Das macht die musikalische Ebene (Giorgos Dousos) zumindest manchmal recht interessant, etwa dann, wenn Lautmusik das Geschehen in eine andere Realitätsebene überführt. Leider sind aber die Dialogszenen dazwischen ganz und gar konventionell gehalten. Da wird gerne überagiert wie in guten alten Zeiten. Die Ausstattung von Angelos Mentis, welche einen modernistischen, gebrochenen Blick auf den Handlungsort wirft oder diese Anmutung zulässt, hätte für einen freieren Umgang getaugt. Das Ergebnis ist nun nur eine einigermassen gut gespielte Komödie nach traditioneller Handwerksart, Boulevard sozusagen. Eine mässig interessante Sache.
Foto: Griechisches Nationaltheater Athen
Die Protagonisten auf der Bühne machen ihre Sache in dem gesetzten Rahmen ganz gut. Grossartige schauspielerische Leistungen sind freilich nicht zu verzeichnen. Aus dem neunzehnköpfigen Ensemble seien hervorgehoben Vasia Zacharopoulou als echte Opernsängerin, Alexandros Mylonas als Graf Lasca, Themis Panou als türkischer Impresario, Dafne Labrogianni als Lucrezia, Ioanna Mavrea als Annina und Agoritsa Oikonomou als Tognina. Alle Beteiligten sorgen für einen flüssigen Handlungsablauf und etliche übliche Gesten und Effekte.
Dem Publikum im gut besuchten Nationaltheater gefällt das Komödienspektakel ziemlich gut. Viel Applaus.
Ingo Starz (Athen)