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ATHEN/ Griechische Nationaloper: TOSCA. Alagna kam, sang und siegte

08.12.2025 | Oper international

Griechische Nationaloper, Athen : Giacomo Puccini: Tosca 

Besuchte Vorstellung am 7. Dezember 2025

Alagna kam, sang und siegte

Die Neueinstudierung der „Tosca“ an der Griechischen Nationaloper hatte am 27. November Premiere und wurde an dieser Stelle besprochen. Die vierte Vorstellung, die letzte in welcher Aleksandra Kurzak die Titelpartie singt, wartet mit einem besonderen Ereignis auf: dem einmaligen Erscheinen von Roberto Alagna in dieser Produktion. Der Tenor gibt als Mario Cavaradossi sein Hausdebüt und die seit langem ausverkaufte Oper ist mit erwartungsvoller Spannung erfüllt. 

Die Inszenierung von Nikos S. Petropoulos, welche die Handlung ins Jahr 1944 verlegt und die Endphase des Faschismus in Italien zeigt, bietet mit ihrer traditionellen Personenführung eine gute Grundlage für den Gastauftritt Alagnas. Noch mehr Unterstützung kommt aus dem Graben, wo Paolo Carignani das Orchester zu einer tollen, spannungsgeladenen Darbietung anspornt. Eine erstklassige Leistung.

Roberto Alagna verfügt natürlich über viel Rollenerfahrung und hat den Cavaradossi gerade erst an der Pariser Oper gesungen. Er hat keinerlei Probleme, sich bestens in die szenischen Abläufe der Athener Inszenierung einzufügen. Lebendig und eindringlich gestaltet er seine Rolle. Und die stimmlichen Mittel, die dem 62jährigen zur Verfügung stehen, sind beeindruckend. Stimmkraft, Höhen und Phrasierung überzeugen nach wie vor. Über ein paar rauhe Töne kann man getrost hinweghören. Alagnas Stimme entfaltet noch immer ihren Zauber. Seine langgezogenen „Vittoria“-Rufe gehen unter die Haut. Die Stimme und das charismatische Auftreten des Sängers machen den Abend zu einem Erlebnis.

Aleksandra Kurzak steht ihrem Gatten in nichts nach. Sie wirft sich engagiert in die Rolle und bietet eine grossartige, stimmliche Leistung. Ihr „Vissi d’arte“ klingt noch inniger, die Piani sind noch besser als in der Premierenaufführung. Man erlebt eine Vollblut-Tosca. Dimitri Platanias mag kein grosser Darsteller sein, sein imposanter Bariton ist jedoch von hoher Qualität und setzt markante Akzente.

Das Publikum in der Athener Nationaloper erlebt einen mitreissenden, hochklassigen Pucciniabend. Am Schluss gibt es lang anhaltenden Beifall und viele Bravorufe. 

 

Ingo Starz (Athen)

 

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