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ATHEN/ Griechische Nationaloper: HUMAN NATURE – TANZTRYPTICHON

25.03.2023 | Ballett/Performance

Griechische Nationaloper / Alternative Bühne 

Human Nature. Tanztriptychon 

Besuchte Vorstellung am 24. März 2023

Es ist erfreulich, dass die Alternative Bühne der Griechischen Nationaloper vermehrt Tanzproduktionen zeigt. Die Intimität des Raums, die Nähe zum Geschehen auf der Bühne ermöglichen dem Publikum ein tendenziell intensiveres Erlebnis. Nun stand ein Tanzabend mit drei Arbeiten auf dem Programm, zwei waren Uraufführungen, eine wurde 2021 zuerst online präsentiert. Die Ergebnisse boten leider wenig Grund zur Freude. Es war mit leichten Unterschieden ein durchgängig schwacher Abend. 

Die Choreografie „Eclipse“ versuchte uns offensichtlich mit den Schwierigkeiten von Paarbeziehungen vertraut zu machen. Die Kostüme waren dabei allerdings einfaltsreicher als die vom klassischen Repertoire bestimmten Körperbewegungen. Für beides zeichnete sich Harris Gkekas verantwortlich. Es war eine uninspiriert daherkommende Szenenfolge, die mehr einer Einübung längst bekannter, routiniert abgespulter Abläufe und Paarbildungen glich. Die Musik von Apostolis Koutsogiannis gewann auch wenig Profil und die TänzerInnen und Tänzer zeigten leider kaum Persönlichkeit.

Bei Konstantinos Rigos‘ Stück „Songs without words“ passierte mehr auf der Bühne und man konnte einem gewissen Handlungsfaden folgen. Das Geschehen kreiste um Schicksal, Verlust und Trauer. Nahezu alles war schwarz auf der Bühne, auch die Stühle, um welche Rigos die TänzerInnen und Tänzer in Bewegung setzte. Die Musik von Dimitri Terzakis betonte die Tradition und das Rituelle hinter den Handlungen. Der Choreograf nutzte die Stühle effektvoll und gab den Protagonisten ein Übermass an Bewegungen und Gesten vor. Fast jeder Moment geriet überzeichnet und plakativ. Und am Schluss baumelten die Stühle vom Bühnenhimmel herab. Was dem Stück fehlte, war intensiver Körperausdruck – und dies obschon die tänzerischen Leistungen besser waren als in der Eingangschoregrafie.

Gentian Dodas „Der Hügel“ wusste noch am ehesten zu gefallen. Zur Musik von Çezar Aliaj konzentrierte sich die Choreografie auf Tänzer als Gruppe und ihre Dynamiken. Anfangs schauten die zusammengeballten Körper wie ein Hügel aus, später waren es Lichtkegel, die den Raum definierten. Zusammenhalt, Ausschau halten, Versuche zu entfliehen: das waren wichtige Aspekte des Stücks. Das Werk nutzte den Raum geschickt und überlud die Gebärdensprache der Tänzerinnen und Tänzer nicht. Und es gab sie dann tatsächlich an diesem rund zweistündigen Abend: Momente mitteilender Körpererfahrung.

Das Publikum geriet nicht sehr in Aufregung ob der Darbietungen, es spendete freundlichen Beifall. Ein paar zaghafte Bravorufe nach dem Mittelstück galten wohl den Stühlen.

Ingo Starz (Athen)

 

 

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