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ATHEN/ Griechische Nationaloper: DIA WALKÜRE – letzte Vorstellung der Sechser-Serie. Wagners Walküre nimmt Athen im Sturm

01.04.2024 | Oper international

Griechische Nationaloper, Athen : Die Walküre 

Besuchte Vorstellung am 31. März 2024 (6. und letzte)

Wagners Walküre nimmt Athen im Sturm

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Foto: Griechische Nationaloper

Es wurde an dieser Stelle bereits über die dritte Aufführung der Athener Produktion von Richard Wagners „Die Walküre“ berichtet. Die sechs Aufführungen wurden dank einer memorablen Besetzung und sehr erfreulichen, hörbaren Qualitätssteigerungen des Orchesters zum Erlebnis. Die erstmals von der Griechischen Nationaloper auf die Bühne gebrachte Oper, ein Meilenstein der Musikgeschichte, sorgte zu Recht für Aufsehen und ausverkaufte Vorstellungen. Man darf hoffen, dass die Athener Oper in einigen Jahren den gesamten Ring-Zyklus stemmen wird.

John Fulljames‚ Inszenierung machte eigentlich alles richtig. Für das mit Wagner wenig erfahrene Publikum bot es eine gute, flüssig daherkommende Narration. Das zeitgenössische Ambiente, das Wotan und die Walküren in einer Laborsituation zeigte, machte Sinn. Man kann das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen so plausibel darstellen. Da der Regisseur sehr gute Sängerdarsteller zur Verfügung hatte, wurden auch lange Monolog- oder Dialogpassagen nicht langweilig. In der letzten Aufführung der Serie gefielen besonders die Szenen zwischen Fricka und Wotan im zweiten und zwischen Wotan und Brünhilde im dritten Akt. Daneben hatte es schöne theatralische Momente, etwa am Schluss, wenn die Treppe mit dem Feuerkreis in den Hintergrund zu entschweben schien. 

Es ist klar, dass die musikalische Qualität bei einem herausfordernden Werk wie Wagners „Walküre“ Schwankungen unterworfen ist. Die Streicher haderten noch bisweilen mit der deutschen Spielweise – wie auch der Dirigent Roland Kluttig im Gespräch berichtete -, zeigten aber wie das ganze Orchester viel Engagement und Spielfreude. Kluttig hat das Beste aus dem Klangkörper herausgeholt. Die Sänger auf der Bühne gehören fraglos zu den Besten. Petros Magoulas sang Hunding mit agiler, ausdrucksstarker Stimme. Allison Oakes war eine wunderbar stimmschöne Sieglinde. Stefan Vinke überzeugte mit Stamina und beeindruckenden „Wälse“-Rufen. Tommi Hakala zeichnete mit stets fokussiertem Ton ein ungemein differenziertes Porträt von Wotan. Und Catherine Foster ist eine der besten Brünhilden unserer Tage. Ihre wohlgeformten Hojotoho-Rufe und ihre Piani wird man so schnell nicht vergessen. Das Walkürenensemble bot ebenfalls eine tolle Leistung. Für die zweite Hälfte der Aufführungsserie war Hanne Fischer als Fricka aufgeboten. Ihr Mezzosopran klang weniger üppig als derjenige von Marina Prudenskaya, er beeindruckte aber mit schönem, dramatischen Ton und sicherer Führung. Fischer sang textverständlicher als Prudenskaya und ihre Artikulation der Wagnerschen Verse war schlichtweg grossartig. Hanne Fischers Auftritt als Fricka war ein Höhepunkt des Abends. 

Athen hat eine tolle, erste „Walküre“ erlebt. Das Publikum war begeistert und aufmerksam wie selten. Der Griechischen Nationaloper möchte man sagen: Weiter so!

Ingo Starz (Athen)

 

 

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