Griechische Nationaloper/Barockmusik Festival „Flora Instrumentalis“, Literarische Gesellschaft Parnassos
Vivaldi: Less is more
Konzert am 15. November 2022
Klangfarben des Barock
Die Alternative Bühne der Griechischen Nationaloper bietet nicht nur ein weites Spektrum an zeitgenössischem Musiktheater, sie füllt im Verbund mit anderen Institutionen auch manche Lücke im Athener Musikleben. Nun bringt sie erstmals das in Thessaloniki entstandene Barockmusik-Festival „Flora Instrumentalis“ nach Athen. In Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus der nordgriechischen Stadt geht die Alternative Bühne dabei ausser Haus. Im historischen und akustisch vorteilhaften Saal der Literarischen Gesellschaft „Parnassos“ wird an vier Abenden Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts dargeboten. Namhafte griechische Musiker und Ensembles präsentieren Werke verschiedener Musiklandschaften, Musik von Bach bis Vivaldi.
Das Eröffnungskonzert war dem Werk von Antonio Vivaldi gewidmet. Die dargebotene Musik wurde mit Projektionen ergänzt, welche Ausschnitte aus Gemälden der Barockzeit zeigten. Auf diesen Bildern waren Musikinstrumente zu sehen – teilweise dieselben, welche auf dem Podium zum Einsatz kamen. Drei Musiker brachten Trio- und Duosonaten des italienischen Komponisten zu Gehör: Giorgos Samoïlis spielte die Barockvioline, Iason Ioannou das barocke Violoncello und Thodoris Kitsos die barocke Mandoline, Laute und Theorbe. Der klangliche Farbenreichtum der Instrumente machte einen wesentlichen Reiz des Programms aus. Die drei Musiker machten mit ihrem energetischen Spiel Vivaldis Kompositionen, deren barocke Klangfiguren lebendig. Die Intimität der Musik gewann überzeugenden Ausdruck – etwa im Larghetto der Sonate für Violine, Laute und Basso continuo RV 82, wo sich alle Instrumente der Zupftechnik bedienten und ein äusserst reizvolles Klangbild erzeugten. Sehr gelungen war auch das agogische Miteinander von Violine und Violoncello in Duowerken, wie es etwa im Fall der Sonate RV 12 zu erleben war. Vivaldis Kammermusik kam an diesem Abend bestens zur Geltung.
Das Publikum spendete am Schluss des recht umfangreichen Programms herzlichen und anhaltenden Beifall.
Ingo Starz (Athen)