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ATHEN/ Greek National Opera: RIGOLETTO als neorealistischer Film. Wiederaufnahme

13.03.2016 | Oper

Greek National Opera, Athen: RIGOLETTO

Premiere der Wiederaufnahme vom 12. März 2016: Rigoletto als neorealistischer Film

Ριγολέττος - Δημήτρης Πλατανιάς3_c-STEFANOS
Dimitri Platanias. Copyright: Stefano

 Blickt man in die Aufführungsstatistik der Griechischen Nationaloper, kann man ersehen, dass Giuseppe Verdis „Rigoletto“ zu den am häufigsten gespielten Werken gehört. Die nun wiederaufgenommene Produktion hatte im Dezember 2008 im Olympia Theater Premiere und erweist sich bis heute als repertoiretauglich.

 In der Inszenierung und Ausstattung von Nikos S. Petropoulos ist die Handlung in Mailand angesiedelt und führt ins Jahr 1938. Die Zeit des italienischen Faschismus wird in eindrückliche Bilder gefasst, ohne dass daraus Folgen für die Interpretation des Geschehens entstehen. Der Regisseur zeigt Machtverhältnisse, die zu allen Zeiten ähnlich existiert haben und existieren. Der Geschichte von Rigoletto steht dieses Ambiente, die faschistische Monumentalarchitektur wie die Mailänder Strassenszene, jedenfalls nicht entgegen. Referenzen zum neorealistischen Film sind erkennbar, bleiben aber eher vage. In der Neueinstudierung von Ion Kessoulis werden die szenischen Räume gut genutzt, die Sänger gut geführt. Dem Chor würde man freilich etwas mehr Aktion wünschen. Ein Problem, das wir von etlichen Aufführungen kennen. Die von Giuseppe di Iorio verantwortete Lichtführung überzeugt, während die Choreografie von Despina Tsoukala kaum als solche zu erkennen ist. Die Inszenierung der Oper bewegt sich, das lässt sich festhalten, auf sehr solidem Niveau.

 Das Orchester der Nationaloper – die Bühnenmusik miteingeschlossen – bietet eine überzeugende Leistung. An dessen Pult steht mit Elias Voudouris ein erfahrener Dirigent, dem man nur manchmal etwas mehr Flexibilität bei den Tempivorgaben wünschen würde. Die Bühnenmusik steht unter der Leitung von George Aravides. Der tadellos singende Chor wurde von Agathangelos Georgakatos einstudiert.

 Die Leistungen der Solisten bewegen sich auf erfreulich hohem Niveau. Herausragend ist die Darbietung von Dimitri Platanias als Rigoletto. Platanias, ein international gefragter Bariton, weiss mit Klangschönheit, dramatischem Gestaltungsvermögen und Bühnenpräsenz für sich einzunehmen. Sein Rigoletto ist das vokale und darstellerische Zentrum der Aufführung. Yannis Christopoulos als Herzog von Mantua ist als Bühnenerscheinung wohl nicht die Idealverkörperung, gesanglich bietet er jedoch einen stilsicheren, weitgehend sauberen Vortrag. In der Mittellage weist die Stimme von Vassiliki Karagianni als Gilda ein unschönes Vibrato auf, was sich bisweilen als störend erweist. Mit ihren Spitzentönen und ihrer Rollengestaltung kann die Sängerin jedoch überzeugen. Die Szenen zwischen Platanias und ihr im zweiten und dritten Akt gehören zu den Höhepunkten des Abends. In den Nebenpartien können Petros Magoulas als Sparafucile und Dimitris Kassioumis als Monterone starke Akzente setzen. Marissia Papalexiou als Maddalena überzeugt mehr durch ihr Spiel als ihre Stimme. Alles in allem erlebt man einen bemerkenswerten Verdi-Abend, der das Publikum in Begeisterung versetzt.

 Ingo Starz

 

 

 

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