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ATHEN/ Greek National Opera/ Openair-Aufführung im Odeion des Herodes Attikus: MADAMA BUTTERFLY

04.06.2017 | Oper

Greek National Opera, Athen/Openair-Aufführung im Odeion des Herodes Attikus

MADAMA BUTTERFLY.  Besuchte Vorstellung am 3. Juni 2017

Japan als Museum

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Cellia Costea. Foto: Makris

 Die Griechische Nationaloper hatte erst in der letzten Saison Giacomo Puccinis Tragedia giapponese „Madama Butterfly“ auf die Bühne der Alexandra Trianti Hall gebracht. Die damalige Inzenierung von N. Petropoulos kam traditonell daher, konnte dabei aber mit einer soliden Personenführung punkten. Nun kam die Puccini-Oper zum zweiten Mal nach 2013 ins Odeion des Herodes Attikus. Was der allseits bekannte Hugo de Ana als Regisseur abliefert, gleicht eher einem mehr oder weniger schön anzuschauenden Arrangement denn einer Inszenierung. Von einer eigentlichen Personenführung und und zündenden Regieeinfällen kann jedenfalls nicht die Rede sein. Hugo de Ana, der auch Bühnenbild und Kostüme verantwortet, hat die Szene mit drei Pavillons bestückt und nutzt das antike Gemäuer im Hintergrund eifrig für Projektionen japanischer Kunstwerke (Projection Design: Ideogamma SRL – Sergio Metalli). Das ist mitunter hübsch anzusehen, ergibt aber keinen tieferen Sinn. Die Solisten und der Chor treten auf und ab und stehen mehr oder weniger vorteilhaft herum. Man wähnt sich bei alledem mehr im Museum als im Opernrund. Die Bewegungschoreografie von Leda Lojodice fällt bescheiden aus und dient wohl nur dazu, die breite Bühne mit zusätzlicher Aktion (japanische Volkskunst?) zu füllen. An der Lichtführung von Vinicio Cheli ist immerhin nichts auszusetzen. Im Ergebnis erzeugt diese entbehrliche Produktion vor allem eines: Langeweile.

 Bedauerlicherweise setzt auch die musikalische Seite des Abends nicht zu Höhenflügen an. Das Opernorchester unter der Leitung von Lukas Karytinos spielt klangschön und sauber. Mehr dramatische Schärfung hätte der Aufführung jedoch gut getan. Der von Agathangelos Georgakatos einstudierte Chor liefert eine gute Leistung ab. Die Sopranistin Cellia Costea gehört zu den Stützen der Nationaloper. Sie hat die dramatische Kraft und den richtigen Ton für diese Rolle. Ihre Stimme klingt aber mittlerweile zu reif und stellenweise scharf, um vollauf zu überzeugen. Ihr Spiel kommt zudem kaum über grosse Gesten hinaus. Dem Pinkerton von Stefano Secco fehlt es an stimmlichem Schmelz und Expansionskraft. Er wirkt blass,

sängerisch und darstellerisch. Dionysios Sourbis als Sharpless hat eine schöne Baritonstimme, die nur leider etwas leichtgewichtig für diese Rolle ist. Dass er sich um ein Abdunkeln seines Tons bemüht, ist nicht eben die richtige Konsequenz. Überzeugend in Stimme und Darstellung kommt Elena Cassian als Suzuki daher. Nach der Pause läuft sie zu grosser Form auf. Von den Sängern der Nebenrollen sei Christos Kechris als Goro erwähnt, der mit seinem Tenor und seiner lebendigen Darstellung zu überzeugen weiss. Die übrigen sängerischen Leistungen fallen solide aus. Das Publikum dankt mit starkem Beifall.

Ingo Starz

 

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