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ATHEN/ Greek National Opera/ Odeion des Herodes Attikus: IL TROVATORE. Hände, Köpfe und keine Ideen. Wiederaufnahme

23.07.2017 | Oper

Greek National Opera, Athen
Odeion des Herodes Attikus
IL TROVATORE
Wiederaufnahme am 21. Juli 2017

Hände, Köpfe und keine Ideen

Τροβατόρε πρεμιέρα_Αποστόλου, Πλατανιάς, Κοστέα 2940_φωτο Β. Μακρής
Copyright: B. Makris/Greek National Opera

Die Athener Nationaloper bietet als zweite Openair-Produktion des Sommers im Rahmen des Athens & Epidauros Festivals eine Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Il Trovatore“. Die Inszenierung von Stefano Poda, der auch gleich Bühnenbild, Kostüme und Licht entwarf, feierte vor fünf Jahren ihre Premiere im Odeion des Herodes Attikus. Auch wenn der Italiener sozusagen alle Fäden in der Hand hält, von einem Gesamtkunstwerk ist dieser Opernabend weit entfernt. Bereits der Text des Regisseur im Programmheft dämpft die Erwartungen. Poda plädiert in diesem für eine rein symbolische Sicht auf das Werk, formuliert, dass die Musik bereits alle Botschaften zum Ausdruck bringe und ähnliches mehr. Nach Regietheater klingt dieses Statement sicher nicht und solches muss man ja auch gar nicht erwarten wollen. Was aber schliesslich auf der grossen Bühne des Odeions zu sehen ist, kann noch nicht einmal als brauchbare Opernregie nach altem Muster bezeichnet werden.

Die skulpturalen Bühnenelemente – eine monumentale Hand, eine von Köpfen überzogene Kugel – und zwei Wasserbecken schauen erst einmal nicht so schlecht aus. Was es aber mit der Symbolik im Zusammenhang des Werks auf sich, erfährt man nicht wirklich. Mal werden die Hände vervielfacht durch den Einsatz von auf Stäben gesteckter Körperteile, mal waten die Sänger durch das knöcheltiefe Wasser oder fallen halbnackte männliche Statisten dekorativ auf den Boden: Sinn bringt diese Inszenierung in die ohnehin schon verworrene Handlung nicht. Zudem lässt die Personenführung, wenn man überhaupt von einer solchen sprechen kann, sehr zu wünschen übrig. Alle stehen irgendwie und irgendwo herum und die Choristen und Solisten bewegen sich ob der schweren, wallenden Gewänder – „symbolträchtig“ in schwarz, rot und weiss gehalten – gar schleppend über die Bühne. Da kommt nicht Stimmung, sondern ganz schnell Langeweile auf.

Die musikalische Seite sieht da schon besser aus. Das Opernorchester unter Leitung von Miltos Logiadis spielt klangschön auf, ist aber, und dies ist die Schuld des Dirigenten, mehr als einmal schleppend im Tempo (was hoffentlich in keinem Zusammenhang mit der Inszenierung steht). Der von Agathangelos Georgakatos einstudierte Chor erfüllt seine Aufgabe solide, könnte aber bisweilen mehr Klangfülle vertragen.

Der Graf Luna von Dimitri Platanias lässt keine Wünsche offen. Mit sonorem, ausdrucksstarkem Bariton meistert der Grieche die Partie souverän. Die (als indisponiert angesagte) Elena Manistina als Azucena ist ihm ebenbürtig. Ihr Mezzo hat Farben, dramatische Kraft und eine beeindruckende Tiefe. Dass die Sängerin erkrankt ist, macht nur eine gelegentliche Zurückhaltung kenntlich. Cellia Costea ist eine solide Leonora, ihre Stimme wartet mit rundem Ton auf, verfügt aber über wenig Pianoqualitäten. Die Verzierungen vermag Costea nur vage anzudeuten. Der Manrico von Walter Fraccaro bleibt trotz sicherer Stimmführung etwas im Hintergrund. Seiner Stimme mangelt es an strahlendem Glanz und Gestaltungskraft.

Die übrigen Sänger bieten solide bis gute Leistungen, erwähnt sei nur noch der von Tassos Apostolou überzeugend gesungene Ferrando. Das Publikum dankte mit starkem Beifall.

Ingo Starz

 

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