Greek National Opera, Athen
Gala der griechischen Operette
Konzert vom 16. Juli 2017
Retromania!
Die Griechische Nationaloper befindet sich im Aufschwung. Das neue Haus in Faliro mit seinen glänzend ausgestatteten Räumlichkeiten und der finanzkräftigen Unterstützung durch die Stavros Niarchos Stiftung, zu deren Kulturzentrum die Oper eben auch gehört, vermag ein umfangreicheres und breiter aufgestelltes Programm anzubieten. Obschon das Programm jedes Opernhauses ohnehin schon einen deutlich retrospektiven Zug aufweist, zelebrierte die Athener Institution nun einen musikalischen Tag unter dem Motto „Retromania“. Dabei wurde unterschiedlichste populäre Musik zu Gehör gebracht, im Zentrum des Abends stand eine Operettengala.
Theophrast Sakellaridis ist der zentrale Komponist der griechischen Operette. Sein Werk „Der Patensohn“ geniesst bis heute Kultstatus und wurde erst jüngst an der Nationaloper mit grossem Erfolg in einer ironisch-frechen Inszenierung gezeigt. Elf der achtzehn Programmnummern liessen Musik von Sakellaridis erklingen, so auch aus Werken wie „Halima“ oder „Picnic“. Allen gespielten Stücken ist ein motorischer Gestus gemeinsam, ein mitreissender Drive, von dem die Gattung Operette nicht unwesentlich lebt. Von Walzerseligkeit bis zum Offenbach-Sound bietet Sakellaridis mancherlei. Mehr zum Operngestus tendieren dagegen die nicht weniger interessanten resp. qualitätvollen Werke von Spyros Samaras, wie „Das kretische Mädchen“ oder „Die Prinzessin von Sazan“. Weitgespannte Melodiebögen und eine feinsinnige Instrumentierung bestimmen hier das Klangbild. Eine Begegnung mit Werken der griechischen Operette lohnt also.
Das Sinfonieorchester des Rundfunks ERT unter der Leitung von Anastasios Symeonidis erwies sich als zuverlässiger Begleiter der Sänger, bot aber nicht immer die wünschenswerte Leichtigkeit und Flexibilität im Spiel. Manche Nummer wirkte ein wenig einfaltslos vom Blatt gespielt. Das Sängerquartett präsentierte sich in guter Form. Mina Polychronou wusste mit ihrem farbenreichen Sopran zu gefallen, während der Mezzo von Irini Karaianni bisweilen etwas monoton klang. Beide fanden jedoch den richtigen Operettenton. Das gilt auch für das Herrenduo, den Tenor Yannis Christopoulos und den Bariton Yiannis Yiannisis. Christopoulos nahm mit seiner schlank geführten Stimme ein, bei Yiannisis brach vorteilhafterweise imner wieder das Bühnentemperament hervor. Das musikalische Niveau stimmte und das meist ältere Publikum genoss das gut zusammengestellte Programm.
Am Ende gab es viel Beifall.
Ingo Starz