Athens Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus
Sidney Dance Company: Impermanence
Besuchte Vorstellung am 4. Juli 2025
Vom Auf und Ab des Lebens
Foto: Pedro Greig
Die Sidney Dance Company wurde 1969 gegründet und tritt in Australien und in der ganzen Welt auf. Namhafte Choreografen wie Alexander Ekman, Anthony Hamilton oder Gabrielle Nankivell haben mit der Truppe gearbeitet. Seit 2009 leitet der in Spanien geborene Rafael Bonachela die Company, die siebzehn Tänzerinnen und Tänzer umfasst. Das Tanzensemble arbeitet immer wieder mit namhaften Partnern – wie etwas dem Sidney Festival oder dem Australian Chamber Orchestra – zusammen. Seit 1986 ist die Sidney Dance Company in Sydney’s Walsh Bay angesiedelt, unweit des berühmten Opernhauses.
Rafael Bonachelas Choreografie „Impermanence“, zu Deutsch „Unbeständigkeit“, feierte ihre Uraufführung 2021 und ist seitdem vielerorts gezeigt worden. Das Ensemble tanzt zur Musik von Bryce Dessner, der die Komposition als Auftragswerk für die Sidney Dance Company und das Australian String Quartet geschaffen hat. Der Grammy-Preisträger, bekannt als Gründer der Rockband „The National“ und für Filmmusik, liess sich, wie man lesen kann, von australischen Buschbränden und dem Brand von Notre Dame in Paris zu dem Werk inspirieren. Die Musik verharrt im Tonalen, der Streicherklang wird elektronisch erweitert und weist einen expressiven Gestus auf. Die Musik gibt gleich Filmmusik den erzählerischen Ton für die Choreografie vor. In Athen wird die Komposition vom Zaïde Quartet – Charlotte Maclet/Erste Violine, Leslie Boulin Raulet/Zweite Violine, Céline Tison/Viola und Juliette Salmona/Cello – dargeboten. Eine makellose, musikalische Performance.
Foto: Pedro Greig
Bonachelas Choreografie entwirft eine Folge von Tableaus. Zu Beginn ist die Bühne eine Art Laufsteg. Die Tänzerinnen und Tänzer schreiten in beide Richtungen, Begegnungen ereignen sich. Am Ende erklingt ein Song, in dem von einem anderen Raum, einem anderen Land die Rede ist. Dazwischen liegen Szenen, die dem Titel des Werks folgend das Auf und Ab des Lebens, der menschlichen Beziehungen zur Verkörperung bringen. Die stärksten Momente entfaltet Bonachelas „Impermanence“ in den Ensembles, wo ihm interessante Konstellationen gelingen. Da kommenen innere Kämpfe und soziale Relationen auf die Bühne, formen sich Handlungsmomente, freilich gedämpft durch eine eher weichzeichnende tänzerische Optik. Solo- und Duoszenen bleiben demgegenüber eher blass. Das mag auch daran liegen, dass einzelne Tänzer einen Mangel an Ausdruck und technisch-tänzerischer Brillianz erkennen lassen. In den dynamischen Gruppenbildern erreicht die auf moderne und klassische Bewegungsmuster zurückgreifende Choreografie ihr Bestes. Das Bühnendesign von David Fleischer und das Lichtdesign von Damien Cooper tragen wesentlich zur Performance bei: Sie schaffen unterschiedliche Räume und Stimmungen. Das 65-minütige Werk weist, das darf man sagen, einen guten Fluss, einen ziemlich organischen Aufbau auf, es reisst den Betrachter aber kaum mit.
Das Publikum zeigt sich dem Dargebotenen sehr zugetan. Am Schluss gibt es heftigen Applaus und Bravorufe.
Ingo Starz (Athen)