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ATHEN/ Athens & Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus: OPERNGALA DER GRIECHISCHEN NATIONALOPER

Perlen des italienischen Repertoires

27.07.2020 | Konzert/Liederabende


Copyright: Griechische Nationaloper

Athens & Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus

Operngala der Griechischen Nationaloper

Konzert am 26. Juli 2020

Perlen des italienischen Repertoires

Es ist fraglos ein Gewinn, dass das Athens & Epidauros Festival in diesem Krisensommer stattfinden kann. Alle beteiligten Institutionen müssen dabei allerdings kleinere Brötchen backen. Die Griechische Nationaloper steuert normalerweise zwei Opernproduktionen mit insgesamt acht Aufführungen im Odeion des Herodes Attikus bei. Dieses Jahr sind nur zwei Operngalas im Angebot, welche internationale Gesangsstars und heimische Lieblinge zusammen auf die Bühne bringen. Das Programm des ersten Abends bot einen bunten Mix aus Arien, Ensembleszenen und Orchesterstücken, wobei Werke von Giuseppe Verdi den Schwerpunkt bildeten. 

Der griechische Bariton Dimitri Platanias hat eine treue Fangemeinde in Athen. Seine Stimme hat Volumen und Kraft, verfügt jedoch nur über begrenzte Gestaltungsmittel. Platanias` Bariton klingt meist einförmig, der Sänger scheint sich im Forte am wohlsten zu fühlen. Seine beiden Arien im Programm – „Cortigiani, vil razza dannata“ aus „Rigoletto“ und „Nemico della patria“ aus „Andrea Chénier“ – machen diese Schwächen deutlich. Obschon Rigoletto eine seiner Hauptpartien ist, mangelt es seinem Gesang an interpretatorischer Nuancierung. Einen etwas besseren Eindruck hinterlässt er in den Ensembleszenen, etwa im Duett aus dem vierten Akt von „La forza del destino“.

Dem italienischen Tenor Riccardo Massi mangelt es ebenfalls nicht an Stimmkraft, sein hell timbrierter, sicher geführter Tenor kann aber mit besserer Gestaltung punkten. Massi trug gekonnt Ponchiellis „Cielo e mar“ und Puccinis „Nessun dorma“ vor. Überzeugend waren seine Leistungen in Szenen aus „Un ballo in maschera“ und „Il trovatore“. Wenn seiner Stimme etwas abgeht, dann ist es das Gold im Ton, der betörende Schmelz. Massi bot in jedem Fall souveränen Gesang.

Der Star des Abends war erwartungsgemäss Krassimira Stoyanova. Die Kammersängerin der Wiener Staatsoper bot exzellente Gesangskunst. Ihre souverän geführte Stimme hat einen warmen Ton und Farben. Stoyanova gestaltete ihre Beiträge nuancenreich und mit tragfähigem Piano. Es war eine Freude, ihr zuzuhören. Neben den Arien „Pace, pace, mio Dio“ (Verdi) und „Ebben? Ne andrò lontana“ (Catalani) war die bulgarische Sopranistin in Szenen aus „Un ballo in maschera“ und „Il trovatore“ zu erleben. Stoyanovas Auftreten rechtfertigte in der Tat die Bezeichnung Operngala.

Das Orchester der Nationaloper war aus bekannten Gründen weiträumig auf der grossen Bühne im Odeion verteilt. Das Klangbild geriet darum nicht optimal und die Tempi waren bisweilen zu langsam. Dem Dirigenten Pier Giorgio Morandi muss man aber zu Gute halten, dass er das musikalische Geschehen gut zusammenhielt.

Am Ende gab es begeisterten Beifall für alle Beteiligten und eine Zugabe aus „La traviata“.

Ingo Starz (Athen)

 

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