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ATHEN/Athens Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus: Münchner Philharmoniker/Andrés Orozco-Estrada & Hilary Hahn

07.07.2025 | Konzert/Liederabende

Athens Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus 

Münchner Philharmoniker/Andrés Orozco-Estrada & Hilary Hahn

Konzert am 6. Juli 2025

julo

Orchesterkonzerte sind ein fester Bestandteil im Programm des Athens Epidaurus Festival. Das Athener Odeion des Herodes Attikus gibt einen wunderbaren Rahmen für diese ab, wenngleich die Akustik ihre Tücken hat. Nun kamen die Münchner Philharmoniker mit einem populären Programm nach Athen. Als Solistin hatten sie die renommierte Geigerin Hilary Hahn mitgebracht. Die Musikerin kehrte von einer durch eine Nervenverletzung ausgelösten Zwangspause auf das Konzertpodium zurück. Man hörte im Vorfeld schon Gutes von den vorangegangenen Konzerten in München. Und in der Tat war das, was man in Athen erleben durfte, nichts weniger als ein Ereignis, eine musikalische Sternstunde.

Im ersten Teil des Konzerts stand das Violinkonzert von Johannes Brahms auf dem Programm. Dem Komponisten geht es, wie man hören kann, nicht um ein Virtuosenstück mit Orchesterbegleitung, sondern um ein sinfonisch angelegtes Werk. Darum kommt der Architektur der Komposition eine entscheidende Rolle zu. Dem Dirigenten Andrés Orozco-Estrada gelang es bestens, eben diese mit transparentem Klangbild freizulegen. Das Orchester folgte ihm dabei auf vorbildliche Weise, die einzelnen Gruppen waren bestens disponiert – erwähnt sei nur das wunderbare Oboensolo im langsamen Satz. Hilary Hahn war die ideale Solistin für die Werkauffassung Orozco-Estradas. Es entfaltete sich ein intensiver Dialog zwischen Violine und Orchester, ein gestalterisches Zusammenwirken im Geiste der Musik. Hahn’s Spiel offenbarte stupende Technik und grosse Sensibilität, noch im Piano durchdrang der reine Ton das weite Halbrund des Odeions. Die Kadenz am Ende des ersten Satzes war keine Demonstration von Virtuosität, obschon virtuos vorgetragen, sondern vielmehr ein kontemplativer Moment, ein Nachdenken in Musik. Die Zugabe, ein Stück von Johann Sebastian Bach, knüpfte konsequent daran an. Eine formbewusste und gedankenreiche Interpretation des Repertoireklassikers.

Nach der Pause erklang ein nicht minder bekanntes Werk: Antonín Dvořáks neunte Sinfonie „Aus der Neuen Welt“. Schon das Unisono der Streicher im ersten Satz machte die grosse Qualität des Klangkörpers erfahrbar. Das Englischhornsolo im zweiten und die Blechbläser im letzten Satz, um weitere Beispiele anzuführen, machten diese Erfahrung komplett. Das Orchester war an diesem Abend bestens disponiert. Und es bot dem Dirigenten Andrés Orozco-Estrada die Möglichkeit, eine ungemein sprechende und farbenreiche Deutung der Sinfonie vorzulegen. Aus dem weichen Klangbild erhoben sich dank dem excellent eingesetzten Rubato scharf gezeichnete Details. Orozco-Estradas Dirigat entlockte den Münchner Philharmonikern einen ungemein intensiven, musikalischen Fluss. Organisch fügten sich die einzelnen Teile zusammen. Eine ausserordentliche Wiedergabe. 

Das Publikum war schon nach dem Violinkonzert sehr begeistert, am Schluss geriet es geradezu aus dem Häuschen. Das Orchester und seine Instrumentengruppen wurden mit Beifallsstürmen und Bravorufen gefeiert. Als Zugabe kam der fünfte Ungarische Tanz von Brahms zur Aufführung. Das Publikum klatschte freudig mit. 

Ingo Starz (Athen)

 

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