Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ATHEN/ Athens Epidaurus Festival/Odeion des Herodes Attikus: LEONIDAS KAVAKOS & FRIENDS: BACH’S VIOLINKONZERTE

07.07.2022 | Konzert/Liederabende

Athens Epidaurus Festival/Odeion des Herodes Attikus 

Leonidas Kavakos & Friends: Bach’s Violinkonzerte
Konzert am 6. Juli 2022

Einer Aufnahme zuhören

aef2022 leonidas kavakos@marco borggreve 02 press kit
Leonidas Kavakos. Foto: Marco Borggreve

Klassische Musik nimmt im diesjährigen Programm des Athens Epidaurus Festival keinen hohen Stellenwert ein. Die Auswahl mutet einigermassen dürftig an, von einem Konzept kann schwerlich die Rede sein. Zuallererst geht es wohl darum, das grosse Halbrund des Odeion des Herodes Attikus zu füllen. Der Geiger Leonidas Kavakos ist international und – noch wichtiger – national ein Künstler, der Publikum anzieht. Es ist erfreulich, dass er sich nun mit sechs griechischen Musikerkollegen den Violinkonzerten von Johann Sebastian Bach angenommen hat. Das Ganze war, wenn man so sagen will, eine Eigenproduktion des Festivals. Das allein ist bemerkenswert. Die Frage, die sich im voraus stellte, war, wie sich die Kammermusik Bachs im grossen Raum des Odeions Gehör verschaffen kann. Ist das antike römische Theater wirklich der Ort, wo solche Musik aufgeführt werden sollte? 

Keine Frage, das Athener Odeion ist mit einem sehr guten Soundsystem ausgestattet. Und dieses war nun auch beim Kavakos-Konzert im Einsatz. Das Publikum bekam einen homogenen Klang zu hören, der nur an ein paar Stellen aus der Balance geriet und dann Details einzelner Instrumente sozusagen verschluckte. Im Ganzen aber konnte die Verstärkung als solche überzeugen. Das grundsätzliche Problem ist, ob man den elektronisch verstärkten Klang schätzt oder nicht. Man bekam nämlich schnell das Gefühl, einer Aufnahme zuzuhören, obschon man doch in einem Livekonzert sass. Der eher glatte, flache Klang, der das Ohr des Zuhörers erreichte, liess Räumlichkeit, Wärme und manche Feinheit vermissen. Und dies, obschon Kavakos und seine Kollegen sehr konzentriert und engagiert zu Werke gingen.

Das Konzertprogramm an einem warmen Sommerabend im Odeion bot Bach’s Violinkonzerte BWV 1041, 1042, 1052 und 1056. Leonidas Kavakos wurde begleitet und unterstützt von Alexandros Sakarellos und Noé Inui (Violine), Ilias Livieratos (Viola), Timotheos Gavriilidis-Petrin (Cello), Michalis Semsis (Kontrabass) und Jason Marmaras (Cembalo). Das Zusammenspiel verriet kollegiale Vertrautheit und Kenntnis historischer Aufführungspraxis. Die langsamen Sätze gerieten zu Höhepunkten des Konzerts. Und immer wieder stach die Virtuosität von Kavakos heraus. Musikalisch war es fraglos ein festspielwürdiger Abend – ganz gleich ob einen die elektronische Verstärkung störte oder nicht. Und das Programm machte Sinn – auch weil Bachs Musik in Griechenland nicht den Bekanntheitsgrad hat wie nördlich der Alpen.

Das Publikum im gut besuchten Odeion wusste nicht immer an den rechten Stellen zu klatschen, brachte den Musikern aber viel Begeisterung entgegen. Als Zugabe ertönte Johann Sebastian Bach’s berühmtes Air.

Ingo Starz (Athen)

 

Diese Seite drucken