Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ATHEN/ Athens & Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus: IL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA von Claudio Monteverdi

06.08.2020 | Oper


Marianna Calbari, die Direktorin des Theatro Technis Karolos Koun

Athens & Epidaurus Festival / Odeion des Herodes Attikus

Armonia Atenea: Il ritorno d`Ulisse in patria

Vorstellung am 5. August 2020

Entstaubt und zeitlos

Da die Griechische Nationaloper ihre zwei Opernproduktionen im Odeion des Herodes Attikus absagen musste, war es nun die Armonia Atenea, das Orchester der Musikfreunde, welches dem Athener Publikum neben Konzerten verschiedener Ensembles die einzige szenische Aufführung der Festspielsaison präsentieren konnte. Auf dem Programm stand Claudio Monteverdis „Il ritorno d`Ulisse in patria“ – ein Werk, das nicht zuletzt wegen seines Inhalts bestens nach Griechenland passt. Der Dirigent George Petrou hatte die Oper behutsam gekürzt – die Szenen der Götter Jupiter, Neptun und Juno entfielen – und brachte das Werk mit einem kleinen Orchesterensemble differenziert und farbenreich zur Aufführung. Das Klangbild war transparent, die Tempi flüssig. Die Musiker zeigten erstklassige Leistungen.

Marianna Calbari, die Direktorin des Theatro Technis Karolos Koun, setzte das Werk in der Ausstattung von Georgina Germanou spielfreudig in Szene. Im Laufe des Abends durchlief die Inszenierung verschiedene Zeitebenen – es begann im 17. Jahrhundert, der Enstehungszeit von Monteverdis Oper, und endete in der Gegenwart. Das Ganze erinnerte gewissermassen an eine Ausgrabung. Und in der Tat waren es Intellektuelle der Renaissance, die das antike Theater wieder zum Leben erweckten. Calbaris Inszenierung spielte mit diesem Gedanken der Wiederentdeckung und Wiederaneignung antiken Erbes. Darüber hinaus liess sie die burlesk-heiteren Momente der Handlung gekonnt ausspielen. Der Bühnenraum glich ein wenig einem Museumsdepot, in dem von antiken Trümmern bis zum Kühlschrank vieles Platz hatte. Die Inszenierung regte zum Nachdenken an, ohne freilich in analytische Tiefen vorzudringen. Man sah eine gelungene, kurzweilige Aufführung.


Tassis Christoyanni. Foto:  Athens & Epidaurus Festival

Die sängerische Seite des Abends geriet durchwegs erfreulich. Tassis Christoyannis als Ulisse beherrschte die Szene mit seinem wandlungsfähigen, nuanciert geführten Bariton. Daneben klang die Penelope von Mary-Ellen Nesi etwas spröde. Auch szenisch blieb sie eher blass. Mina Polychronou überzeugte als Minerva und L`Amore voll und ganz mit ihrem klangschönen Sopran. Sehr gelungen waren auch die Auftritte von Eleni Voudouraki als Melanto resp. Fortuna sowie von Vassilis Kavayas als Telemaco und Eurimaco. In weiteren Rollen trugen Dimitris Nalbantis als Iro, Yannis Finas als Eumete, Elena Marangou als Ericlea/L`humana Fragilità, Marios Sarantidis als Antinoo/Tempo, Nicolas Maraziotis als Anfinomo und Iason Marmaras als Pisandro zum Gelingen der Aufführung bei.

Musikalisch geriet der Abend im Odeion erfreulich niveauvoll und homogen. 

Das Publikum im eher schütter besetzten Halbrund spendete kräftigen Applaus und Bravorufe.

Ingo Starz (Athen)

 

Diese Seite drucken