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ATHEN/ Athens & Epidauros Festival/ Theater Olympia. Volksbühne Berlin: MURMEL MURMEL. Letztes Gemurmel

24.06.2017 | Theater

Athens & Epidauros Festival/ Theater Olympia. Volksbühne Berlin: Murmel Murmel

Besuchte Vorstellung am 24. Juni 2017

 Letztes Gemurmel

 Eine Woche bevor die Ära Castorf an der Volksbühne Berlin endet, verabschiedete sich das Theater am Athens & Epidauros Festival mit einer Aufführung von Herbert Fritschs bereits legendärer Produktion „Murmel Murmel“. Es ist viel geschrieben worden über diese theatrale Umsetzung von Dieter Roths 1974 erschienenem Künstlerbuch „Murmel“, welches auf 176 Seiten nur dieses eine Wort „Murmel“ in vielfacher Wiederholung enthält. Nach Castorf, Marthaler, Schlingensief und Pollesch avancierte Fritsch in den letzten Jahren zu einem der Vorzeigekünstler des Berliner Hauses. Sein Roth-Abend, der im März 2012 in Berlin Premiere feierte, liefert ein Feuerwerk an theatralem Dadaismus ab.

 Herbert Fritsch, der sich für Regie und Bûhne verantwortlich zeichnet, setzt ein vielstimmiges und facettenreiches Gemurmel in Szene. Die irrwitzige ‚Geschichte‘ spielt sich auf einer Bühne ab, deren bunte Prospekte auseinander- und zusammengeschoben werden und so mal einen grossen, mal einen kleinen Rahmen für die Darsteller abgeben. Im Orchestergraben des Olympia-Theaters, wo das Gastspiel stattfindet, befindet sich eine grosse, dicke Turnmatte, auf welche die Schauspieler regelmässig plumpsen, wenn sie gerade mal aus dem Geschehen fallen. Das Ganze ist wie ein Konzert, wie eine komödiantische Performance oder wie eine Reihe von Zirkusnumnern. Es ist eine Darbietung, die mit dem Rothschen Gemurmel ein Kaleidoskop menschlicher Charaktere und Regungen in Bild und Klang setzt. Es ist eine in jeder Hinsicht ausserordentliche Aufführung, zu deren Gelingen die wunderbaren Kostüme von Viktoria Behr, die Musik von Ingo Günther und das Licht von Torsten König beitragen.

 „Murmel Murmel“ wird getragen von einem wunderbaren Ensemble, das gleichsam unter der Leitung des Musikers Ingo Günther steht. Es ist ein Vergnügen, dem Treiben des grossartigen Schauspielers Wolfram Koch zuzusehen, der so viele Inszenierungen zwischen Berlin und Zürich geprägt hat, gewahr zu werden, wie er sich auf den geistreichen Nonsense – nein, das ist kein Widerspruch – von Fritsch einlässt. Grossartig sind aber auch alle anderen auf der Bühne: Florian Anderer, Matthias Buss, Werner Eng, Jonas Hien, Simon Jensen, Annika Meier, Anne Ratte-Polle, Bastian Reiber, Stefan Staudinger und Axel Wandtke.

Das Publikum ist am Schluss ganz aus dem Häuschen und feiert das Ensemble und den anwesenden Regisseur Herbert Fritsch.

 Ingo Starz

 

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