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ATHEN/ Athens & Epidauros Festival Odeion des Herodes Attikus: IL POMO D’ORO – The Handel Mythology

Mythos und Gebärde

13.06.2018 | Konzert/Liederabende

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Copyright: Ensemble Il Pomo d’Oro

Athens & Epidauros Festival
Odeion des Herodes Attikus
Il Pomo d’Oro: The Handel Mythology
Konzert am 12. Juni 2018

Mythos und Gebärde

Das Odeion des Herodes Attikus ist einer der traditionellen Spielorte des Athener Festivals. In diesem Sommer – und wohl auch in Zukunft – liegt der Fokus der dort stattfindenden Veranstaltungen mehr als in den letzten Jahren auf Orchestermusik und Musiktheater. Da das Barockrepertoire in Griechenland weniger verankert ist als in anderen europäischen Ländern, ist ein Auftritt des italienischen Ensembles Il Pomo d’Oro sehr willkommen. Das im Jahr 2012 gegründete, der historischen Aufführungspraxis folgende Kollektiv widmet sich der Musik des Barock und der Klassik, wobei ein Fokus auf der Barockoper liegt. Eine erste Opernaufnahme galt Georg Friedrich Händels „Tamerlano“. Das junge Orchester ist mit Griechenland in besonderer Weise verbunden, da es als offizieller Botschafter von El Sistema Greece fungiert und Musikunterricht für Flüchtlinge anbietet.

Das Konzert im Athener Odeion steht unter dem wohl aus Marketing-Gründen gewählten Titel „The Handel Mythology“ und bietet folgerichtig Auszüge aus sechs Opern des Komponisten, welche mythologische Sujets aufweisen. Ergänzt werden die Arien, Duette und eine Ouvertüre um zwei Cellokonzerte, in denen Edgar Moreau als Solist zu hören ist. Bleibt das Konzert von Giovanni Benedetto Platti etwas formelhaft, so bietet dasjenige von Luigi Boccherini dem jungen Cellisten die Möglichkeit, die Klangfarben seines Instruments auszukosten. Das Adagio, in dem Cello und Violine in einen intimen Dialog treten, gerät dabei zu einem Höhepunkt. Das Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Maxim Emelyanychev ist dem Cellisten wie den beiden Sängerinnen ein in jeder Hinsicht beredter, klangschön aufspielender Partner. Streicher wie Bläser überzeugen in Intonation, Virtuosität und Ausdruck.

Für das Händel-Programm stehen Il Pomo d’Oro mit der Sopranistin Karina Gauvin und dem Mezzo Ann Hallenberg zwei im Barockfach erfahrene Sängerinnen zur Verfügung. Beeindrucken bei Gauvin die vorbildliche Linienführung und schöne Piani, so sind es bei Hallenberg ein farbenreicher Ton und expressiv gesetzte Koloraturen, die begeistern. In den Duetten aus „Arianna in Creta“ und „Imeneo“ fügen sich die beiden Stimmen klanglich bestens zusammen. Der erste Teil des Programms ist der emotional ruhigere des Abends. Nach der Pause darf insbesondere Hallenberg mit den Arien „Sento brillar“ aus „Il Pastor Fido“ und „Salda quercia“ aus „Arianna in Creta“ starke dramatische Akzente setzen. Gauvins Gesang nimmt dagegen mit lyrischer Innigkeit für sich ein, etwa in den Arien „Sdegno, amore“ aus „Arianna in Creta“ und „Felicissima quest’alma“ aus der Oper „Apollo e Dafne“. Das klug zusammengestellte Programm bietet allen Beteiligten reiche Möglichkeiten, ihre Kunstfertigkeit zu präsentieren.

Das leider nicht allzu zahlreich erschienene Publikum zeigt sich von den Darbietungen sehr angetan. Es gibt ein Duett als Zugabe.

Ingo Starz (Athen)

 

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