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ATHEN/ Athens Epidauros Festival/Odeion des Herodes Attikus/Greek National Opera: DANCE WITH MY OWN SHADOW

28.07.2021 | Ballett/Performance

Athens Epidaurus Festival, Odeion des Herodes Attikus 

Greek National Opera: Dance With My Own Shadow 

Besuchte Vorstellung am 27. Juli 2021

preski
Copyright: Press-kit.jpg

Showtime unter der Akropolis

Die Griechische Nationaloper beendet wie üblich die Reihe der Aufführungen des Athens Epidaurus Festival im Odeion des Herodes Attikus. Die ursprünglich vorgesehene „Tosca“-Produktion wurde jedoch durch einen Tanzabend ersetzt. Das Ballett der Nationaloper kommt nun zum Einsatz und dessen Direktor Konstantinos Rigos präsentiert Choreografien zu vier musikalischen Werken des bekannten Komponisten Manos Hadjidakis. Möglicherweise war die Tatsache, dass keine Live-Musik zum Einsatz gelangt und somit den Covid-Regeln besser entsprochen werden kann, für die Spielplanänderung verantwortlich. Der Tanzabend „Dance With My Own Shadow“ (Tanz mit meinem eigenen Schatten) kam im November 2019 an der Nationaloper zur Uraufführung.

Rigos schafft vier szenische Räume zu Kompositionen aus unterschiedlichen Schaffensperioden von Hadjidakis. Der „C.N.S.-Zyklus“ ist ein Werk für Bariton und Klavier und basiert auf Gedichten des Komponisten. Der Liedzyklus ist dem jung verstorbenen, spanischen Dichter Etienne Röhrich Moritz gewidmet. Das Meer und der verlassene Strand sind darin zentrale Themen. „Kapitän Michalis“ ist Theatermusik für eine Bühnenadaption von Nikos Kazantzakis’ gleichnamiger Erzählung.

Das Werk handelt vom mediterranen Süden und seinen Menschen. Die Ballettsuite „Die verfluchte Schlange“ widmet sich der Welt des Märchens und erinnert deutlich an das traditionelle Schattentheater. „Giocondas Lächeln“ ist das bekannteste Werk von Hadjidakis, das an diesem Abend erklingt. Es entführt den Hörer in die Welt moderner Grossstädte, präsentiert den Sound des Westens. Konstantinos Rigos bekennt in einem Text seine Verehrung des Komponisten und seine frühe Prägung durch dessen Musik. Er beschreibt seinen choreografischen Zugang durch den Hinweis, dass er vier Räume schaffen wolle – „Räume, in denen die Zuschauer ihre eigenen, persönlichen Mythologien erschaffen können“.

Rigos steht ein Team zur Seite, das die vier Räume des Tanzabends zu opulenten Showbühnen macht. Die Raumgestaltung von Rigos und Mary Tsagari, die Kostüme von Deux Hommes,  das Licht von Christos Tsiogkas und die Videos von Vasilis Kehagias sorgen für effektvolle Momente. Das ist nun soweit auch nicht schlecht. Problematisch wird das Ganze, weil Konstantinos Rigos sehr eklektizistisch ein Sammelsurium unterschiedlicher tänzerischer Formen auf die Bühne bringt. Vom klassischen Ballett bis zum Tanztheater hat so ziemlich alles bei ihm Platz. Es gelingt ihm dabei aber nicht, eine eigene persönliche Sprache kenntlich werden zu lassen. Bisweilen stehen ein klassisch anmutendes Solo und eine modernem Duktus folgende Gruppenbewegung recht unvermittelt nebeneinander. Der Spannungsbogen reisst darum ein ums andere Mal ab. Manches scheint nur auf gefällige Wirkung bedacht, anderes glänzt durch extrovertierte Bewegung. Solisten und Corps de Ballet der Nationaloper zeigen dabei durchaus gute Leistungen. Konstantinos Rigos‘ Choreografien schaffen es Geschichten äusserlich kenntlich zu machen, zu einer tiefer gehenden Erzählung, zu berührendem Ausdruck stossen seine Arbeiten aber nicht vor. Rigos‘ Motto scheint zu heissen: Erlaubt ist, was gefällt. Das Ergebnis lässt sich unter radikalem Mainstream verbuchen.

Dem Publikum im ausverkauften Odeion hat der Hadjidakis-Abend sehr gut gefallen. Am Schluss gab es grosse Begeisterung für alle Beteiligten.

Ingo Starz (Athen)

 

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