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ASPENDOS (Türkei): ASPENDOS INTERNATIONAL OPERA AND BALLET FESTIVAL

14.09.2020 | Konzert/Liederabende


Die drei Soprane und die drei Bässe. Foto: Robert Quitta

ASPENDOS (Türkei): ASPENDOS INTERNATIONAL OPERA AND BALLET FESTIVAL

vom 5.-12. 9.2020

Das römische Theater von Aspendos (ca. 1 Stunde vom Touristenmekka Antalya entfernt) gilt als eines der besterhaltensten Theater der Antike. Nicht zuletzt durch den glücklichen historischen Zufall, dass es den Seldschuken im Mittelalter als Kervansaray diente und sie es daher aus eigenem Interesse immer „in Schuss“ hielten.Besonders ausgezahlt hat sich das bei der „Skene“, die (bis auf die Statuen, die sich im Museum von Antalya befinden) fast vollständig intakt ist – was, wie man weiss, einen ganz raren Fall darstellt.

Ein äußerst beeindruckender Ort also (mit einem Fassungsvermögen von bis zu 20 000 Zuschauern), in dem seit 27 Jahren das Internationale Aspendos Opern-und Ballettfestival stattfindet – unter normalen Umständen mit so Riesenhämmern wie Turandot, Aida, Lucia di Lammermoor, Schwanensee etc.


Die drei Soprane. Foto: Robert Quitta

In C-Wort-Zeiten wie diesen war das Festival heuer leider weder international, noch gab es Opern oder Ballette. Stattdessen fanden – ausschließlich mit „einheimischen“ Kräften aus den verschiedenen türkischen Staatstheatern – „nur“ drei Konzerte statt. Aber immerhin fanden sie – dem galoppierenden Virus-Wahn zum Trotz –  in dieser überwältigenden Kulisse statt.

Das überzeugendste der drei Konzerte (ein Gala-Abend, ein Abend mit jungen Talenten) war wohl das, das den 3 SOPRANOS UND 3 BÄSSEN gewidmet war. Nun ist man ja gegenüber solchen populistischen Formeln seit den 3 TENÖREN und ihren Nachahmern ja ziemlich skeptisch eingestellt, weil ja grundsätzlich nicht zu verstehen ist, warum für 1 Sänger geschriebene Arien unbedingt von gleich drei gesungen werden müssen.

An diesem Abend wurde man jedoch eines Besseren belehrt, nicht nur weil es durchaus auch Dreier-Szenen gab (z.B. Don Giovanni-Komtur-Leporello), sondern weil alle Sängerinnen und Sänger durch die Bank alte bühnenerprobte Theaterhasen und -häsinnen waren, die die ganzen (natürlich pausenlosen) zwei Stunden lang mit großer Spiel-und Singfreude bei der Sache waren. Und außerdem das Programm für die Nicht-Türken unter den Zuschauern sehr sehr interessante Neuigkeiten bot.


Die drei Bässe. Foto: Robert Quitta

Denn außer Ausschnitten aus den internationalen Hits wie Carmen, Don Giovanni, Entführung aus dem Serail, der Csardasfürstin und der Fledermaus präsentierten die drei Soprane und die drei Bässe auch noch türkische Opernarien und Volkslieder (die prompt vom türkischen Publikum mitgesungen und mitgeklatscht wurden) wie zB.: „Sen Bu Yaylalari“, „Kalbe Dolan O Ilk Bakis“ und „Memleketim“ (eine Art inoffizieller Nationalhymne).

Insgesamt also ein die Herzen und Seelen erhebender Sommerabend, ein (trotz aller Einschränkungen) beglückender Triumph der Musik und des Lebens über die Seuche und die Panik.

Man würde dem heroischen Festivaldirektor Oguz Irmali dennoch wirklich wünschen, dass er ab nächstem Jahr wieder aus dem Vollen schöpfen und Opern und Ballette mit internationalen Kräften präsentieren kann.

 

Robert Quitta, Aspendos

 

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