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ASCHAFFENBURG: 2. SCHLOOKONZERT DES COLLEGIUM MUSICUM zum 90. Geburtstag von Professor Josef Zilch

Im Ridingersaal des Schlosses Johannisburg

18.06.2018 | Konzert/Liederabende

Aschaffenburg:  2. Schlosskonzert des Collegium Musicum Aschaffenburg – zum  90. Geburtstag von Professor Josef Zilch

17.06.2018 im Ridingersaal des Schlosses Johannisburg

Die Vielfalt der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft ist ein hohes Gut, um die uns viele in der Welt beneiden – und die es zu erhalten gilt. Zu dieser Vielfalt gehören die so genannten „Leuchttürme“, die jeder kennt und die auf vielfältige Weise in der Presse gewürdigt werden. Nahezu zwangsläufig steht dem entgegen, dass  kleinere Gruppierungen oft über ihre regionalen Grenzen unbekannt bleiben; das ist schade und in vielen Fällen auch ungerecht. Gerade in Orten, und seien sie als Touristenattraktion noch so reizvoll, kann man nicht nur künstlerisch-organisatorisch singuläre Formen  erleben, sondern ebenso interessante Repertoire-„Nischen“ entdecken. Solches gelang mir in Aschaffenburg, eine wunderschöne Stadt in der Rhein-Main-Region, die weder ein festes Theaterensemble „unterhält“ und auch kein „Kulturorchester“ sein eigen nennen kann.

                                                              
Prof. Josef Zilch, * 1928, Organist, Komponist, Dirigent und emeritierter Hochschulprofessor

Dort gründete im Jahr 1968 Josef Zilch ein „Collegium Musicum“ und rief gleichzeitig die „Schlosskonzerte“ ins Leben. Bis zum Jahre 2005 leitete er beides (über 120 Konzerte!), obwohl er längst selbst nicht mehr vor Ort war, sondern  als Professor an der Münchner Musikhochschule lehrte und als Gastdirigent bis nach Japan von sich reden machte. Dieses „Collegium Musicum“ ist ein semiprofessionelles Orchester, in dem Musiklehrer, Musikstudenten, hochqualifizierte Instrumentalschüler, Musiker der umliegenden Opernorchester sowie ausgebildete Laien mitwirken – wie es im Programmheft heißt. Sie alle ehrten ihren Gründer und langjährigen Leiter mit einem Jubiläumskonzert und bewiesen nicht nur bei Haydn, Mozart und Schubert gediegenes Können, sondern glänzten ebenso mit Kompositionen von Josef Zilch, in erster Linie mit seinen vier Liedern nach Texten von Christian Morgenstern, die er 1982 für Sopran und Klavier komponiert hatte, und die nun  in einer Orchesterfassung von Benjamin Köthe ihre Uraufführung erlebten. Zilch bewies mit dieser Komposition nicht nur ein besonderes Gespür für die Morgensternschen Dichtungen, sondern ebenso eine hohe Begabung für musikalischen Humor. Die Orchestrierung griff diese Eigenschaft durch teilweise veränderte, moderne  Rhythmik kongenial auf und vermochte dadurch die Wirkung zu steigern. Und so war es kein Fauxpas, dass das Publikum diese Lieder nicht als Ganzes vorüberziehen ließ, sondern ganz spontan und mit sichtlichem Vergnügen jedes einzelne Lied mit freudigem Beifall quittierte. Die raffiniert orchestrierten Kleinodien forderten das Orchester in besonderer Weise, dieses ließ sich auf die Werke nicht nur mit instrumentalem Können, sondern mit merklichem Vergnügen am musikalischen Spaß ein. Mit Sally du Randt hatten sie sich eine Solistin engagiert, die nicht nur den Witz der Dichtungen sondern besonders auch die Schwierigkeiten der Musik mühelos meisterte und jedes einzelne Lied mit Geschmack und Einfühlungsvermögen servierte – eine großartige Leistung.

Eingeleitet wurde der Abend mit dem Presto aus Haydns „Ouvertüre D-Dur“ (Hob. Ia:4), zwei Arien aus Mozarts „Titus“ und Franz Schuberts „Sechs deutschen Tänzen“ in der Orchestrierung von Anton Webern, bei denen das Orchester eine beachtliche Spielqualität erreichte, ebenso bei der abschließenden „kleinen“ g-moll-Sinfonie (KV 183) von Mozart, bei der besonders die Hörner und die Fagotte beeindrucken konnten. Rudolf Piehlmayer hatte das Programm eindrucksvoll zusammengestellt und mit dem Orchester gründlich gearbeitet, dabei verstand er es besonders durch dynamische Abstufungen und rhythmische Prägnanz zu fesseln. Das kam auch den beiden Arien aus „Titus“ und besonders der großen Arie „Vado, ma dove“ (KV 583) zugute, die geradezu aufregend musiziert wurden. Und auch hier wieder als Solistin Sally du Randt, die nicht nur großartig gestaltete, sondern mit einer Stilreinheit und Ebenmäßigkeit der Stimmführung, mit absoluter Ausgeglichenheit des Registers, ruhigem Atem und einer bewundernswerten Linienführung diese Mozart-Arien zu Leben erweckte.

Große Begeisterung im Saal, ich sagte es schon, die dann in zwei Zugaben gipfelte: Pielmayer hatte eine weitere Komposition von Zilch vorbereitet und überraschte mit Orchestervariationen über ein bayerisches Thema – mit Lust und Freude gespielt und ebenso vom Publikum quittiert. Gerade diese Variationen bewiesen auch die Vielseitigkeit und das Können des Komponisten. Warum wird so etwas nicht öfter gespielt – bliebe zu fragen… ?  Schließlich wurde noch einmal eines der Lieder wiederholt, das „Große Lalula“, das den Leuten bereits während des Konzertes viel Freude bereitet hatte. Der Jubilar war sichtlich gerührt und bestens gelaunt, beim anschließenden Empfang wartete er mit gar lustigen Begebenheiten aus seiner Praxis auf.

Ein sehr schöner Abend in – Aschaffenburg!

 

Werner P. Seiferth    

 

 

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