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ARVO PÄRT: ANIMA – Alea Saxophone Quartet, col-legno music CD

02.02.2018 | cd

ARVO PÄRT: ANIMA – Alea Saxophone Quartet, col-legno music CD

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Auf dem neuen Album mit dem Untertitel „..der Rhythmus des Atmens, der Herzschlag“ sind alle Transkriptionen von Instrumental- und Vokalkompositionen Pärts für Saxophon-Quartet zusammengefasst, bei den ersten drei davon handelt es sich gar um Weltersteinspielungen: Psalom, Magnificat, My Heart’s in the Highlands, Pari intervallo, Summa, Fratres, Da pacem Domine und Solfeggio.

 

Das italienische Alea Saxophone Quartet, Spezialisten für zeitgenössische Musik, zelebriert Pärts Tintinnabuli-Stil (äußerste Reduktion des Klangmaterials und Beschränkung auf das Wesentliche), in der 2016 in der Chiesa di San Silvestro entstandenen Aufnahme. Diese ganz besondere, einer kontemplativen Einfachheit verpflichtete Kompositionsweise rehabilitiert den auch einst natürlich auch von der russischen Avantgarde tabuisierten Dreiklang. So stehen in Pärts Schaffen ab 1976 verschiedene Netzkonstruktionen mit einem elementaren Dreiklang und einer sogenannten Melodielinie, die alle Stufen der Tonleiter verwendet, im Vordergrund. Ob dies bewirkt, dass die Musik, um Thomas Mann (Dr. Faustus) zu zitieren, „asketische Abkühlung als geistige Buße für ihre Versinnlichung tut“, beantwortet Leo Brauneiss im Booklet so: „Es bleibt eine der Paradoxien des Tintinnabuli-Stils, dass die asketische, leidenschafts- und Ichlose Musik gerade dadurch die Herzen so vieler Zuhörer zu erreichen vermag.“ Ich ergänze: Die oftmals den gregorianischen Chorälen nahestehende Harmonik ist voller Poesie, innerer Kraft und meditativer Ruhe.

 

Die Bearbeitungen stammen von Pärt selbst (Summa, Da pacem Domine) oder von Gianpaolo Antongirolami. Letzterer betont die dynamische Bearbeitung der Klangebene mit dem Ziel, die Reinheit und Spiritualität jedes einzelnen Stücks zu verdeutlichen. Auch mussten die Noten wegen der Eigenart der vier verschiedenen Instrumente (Sopran-, Alt, – Tenor,- und Baritonsaxophon) bisweilen transponiert werden. Das Ergebnis ist für Kenner dieser großteils bekannten Stücke Pärts wegen der variierten Klanglichkeit interessant, wird aber auch Anhänger finden, die noch nicht so sehr mit dem Ouevre Pärts vertraut sind. Tipp: Nach übermäßigem Genuss spätromantischer Klangorgien wirkt diese Musik wie ein delikater Reparaturwein, wie ein sanfter Ohrenausputzer. Empfehlung.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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