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Film: AQUAMAN

18.12.2018 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 21. Dezember 2018
AQUAMAN
Australien, USA / 2018
Regie: James Wan
Mit: Jason Momoa, Amber Heard, Nicole Kidman, Willem Dafoe, Dolph Lundgren u.a.

Weit größer noch als der Himmel klassischer griechischer, römischer und deutscher Sagen, die vergleichsweise vergessen sind, ist der Kosmos, den die Welt der Comics gesponnen hat. Auf der Kinoleinwand kämpfen die Helden der Marvel-Comics um jeden Dollar an der Kinokasse mit den Helden der DC-Comics (zu denen immerhin Batman und Superman gehören). Für das Publikum ist ziemlich egal, wer wem gehört – es entscheidet das Charisma der Figuren. Und die Abwechslung.

Da man ja nicht immer dieselben Figuren umkreisen kann, versucht man, andere Helden aus den Randgebieten ins Zentrum zu schieben. Das ist mit „Wonder Woman“ ja erstaunlich gut gelungen. Dieselben Hoffnungen setzt man bei DC nun offensichtlich in „Aquaman“. Dieser ist, in Gestalt des exotischen Hawaiianers Jason Momoa, schon als Nebenfigur in Streifen aufgetaucht, wo man die Helden gleich im Dutzend billiger hineingepresst hat. Nun darf er in seinem eigenen Film prunken. Die Fortsetzung wurde übrigens schon vor dem Start des ersten angekündigt…

Es beginnt mit Nicole Kidman, die nicht nur so schön und blond aussieht wie eh und je, sondern auch so jung, als wäre die Zeit um Jahrzehnte zurückgedreht. Man glaubt ihr das überirdische Wesen und auch das Baby, das sie im Arm wiegt. Der durch und durch sympathische, menschliche, erdverbundene Gatte (er bietet ihr Eierspeise an) ist hingegen ein ganz normaler Leuchtturmwächter an irgendeinem Meeresstrand. Sich mit der Queen von Atlantis einzulassen, war nicht eben weitsichtig. Denn eines Tages (Sohn Aquaman erzählt die Geschichte aus dem Off) kommen dann außerirdische Soldaten und holen die Dame zurück: Atlantis braucht seine Königin, die elegant ins Meer köpfelt und weg ist (sie erscheint später noch einige Male). Ein kleiner Junge und ein tragisch verlassener Gatte blicken ihr nach…

Ein paar Jahrzehnte später ist der Junge immer noch ein Mensch, aber doch mehr als ein normaler Mann, denn als Halbgott hat er besondere Fähigkeiten. Jason Momoa kennt man als hintergründigen Barbarenkönig, der im „Game of Thrones“ die ach so blonde Drachenprinzessin geheiratet hat. Hier erscheint er normaler, geradliniger, einfach der Sympathieträger des Ganzen. Eigentlich will er ein normales Leben führen, aber das ist für Comic-Figuren nicht vorgesehen. Rothaarig und sexy taucht Mera (auch ein magisches Wesen mit Superpower und königlicher Abstammung) auf und überredet Arthur Curry, wie er im echten Leben heißt, nach Atlantis zu kommen und seinen rechtmäßigen Platz als König einzunehmen. Vor allem soll er die Welt vor seinem bösen Halbbruder Orm (Patrick Wilson) retten, der schlimme Vernichtungspläne hegt. Amber Heard, vor allem durch ihre missglückte Ehe mit Johnny Depp bekannt, sonst blond, liefert hier neben roter Perücke durchaus Frauenpower.

Wenn das Personal aufgestellt ist – Willem Dafoe und Dolph Lundgren stecken noch ihre Köpfe hinein -, wird es so unübersichtlich, wie es in Drehbüchern dieser Art der Fall ist. Denn es geht dann nur noch um schnelle Action und optische Effekte, die das Publikum zum Staunen bringen sollen.

Diesmal fühlt man sich ein bisschen wie in jenen „Aqua-Shows“, die es weit eher in England als hierzulande gegeben hat und wo man immer wieder staunte: Wie machen sie das nur? Das ist auch hier der Fall, wo Regisseur James Wan, normalerweise für Horror zuständig, dafür sorgt, dass alles rasant vorbei – ja, was? plätschert, muss man in diesem Fall wohl sagen, wenn Aquaman und Mera nicht zwischendurch einmal in der Sandwüste landen, was nicht gerade ihr Element ist…

Ein Wiedersehen mit der schönen Mutter gibt es auch, die Musik schmalzt, was es das Zeug hält, immer wieder sieht man den einfachen Vater am Leuchtturm warten, immer wieder denkt man, es sei schon aus, und es geht doch weiter… und am Ende war’s ein typisches Comic-Spektakel, nicht so konzise wie „Wonder Woman“, aber eben wieder ein neuer Held aus der CD-Welt. So wie Marvel mit „Black Panther“ erfolgreich einen neuen Mann auf die Leinwand geschickt hat. Der Comic-Kosmos ist unerschöpflich: die Produzenten können sich noch eine Menge ausdenken. Fans werden es ihnen danken. Normalmenschen mögen sich unterhalten und gar nicht erst versuchen, den Überblick zu behalten…

Renate Wagner

 

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