EVAS RACHE UND DER PRÄSIDENTEN-RÜLPSER
Warum gehe ich eigentlich ins Theater? Wirklich, die Politik unterhält mich viel besser. Da ist wirklich alles drin, was es an Menschlichem, Allzu Menschlichem und auch Menschenunwürdigem gibt.
Es ist mein Mann, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Hundert-Euro-Scheine grün sind. Dafür wirft man doch ein grünes Parteibuch ohne Bedauern weg, wenn die grünen Scheine dafür bündelweise eintrudeln. Von wem ich sie bekomme? Ach, Eva, Eva… genierst Du Dich gar nicht? Du willst Dich bei Novomatic „als gesellschaftliche Herausforderung“ mit der „verantwortungsvollen Regulation des Glücksspiels“ befassen? Für wie dumm hält man die Menschen eigentlich? Vermutlich soll mindestens so viel gespielt werden, dass die Gehälter der Führungskräfte drin sind…?
Was aber, wenn es nicht nur die blanke, verantwortungslose Geldgier war, die die einstige Grüne-Chefin dazu brachte, das Geld des Glücksspielkonzerns Novomatic einzuraffen, den sie früher bekämpft hat? Wie wär’s mit schlichter Rache?
Denn dass die jungen Grünen ihr übel mitgespielt haben, steht außer Frage – und vielleicht reicht es Eva Glawischnig nicht, dass diese Kinder ihre Strafe bekommen und die Partei im Handumdrehen wie nix zugrunde gerichtet haben. (Ich habe einen schönen Satz gelesen, weiß nicht, wo – Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, aber Pompej in einer halben Stunden zerstört). Eine Grüne, die sich so verhält, bringt ja noch letzte grüne Säulen zum Kippen – und vielleicht ist ihr, nach allem, was man ihr angetan hat, genau danach zumute? Die Diskreditierung einer Partei durch ihre Repräsentanten?
Nun hat ja meiner Meinung nach auch Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ihren satten Teil zum Untergang der Grünen beigetragen. Gerade sie, die wie keine anderen (sie sind ja keine schäbigen, verächtlichen, gierigen, gewissenlosen Kapitalisten, oder?) gegen das Hochhaus am Heumarkt hätte stimmen müssen, das Wien vermutlich das UNESCO „Weltkulturerbe“-Gütezeichen kosten wird, hat sich dafür stark gemacht. Wer soll einer Partei, die solches nicht nur zulässt, sondern durchsetzt, noch irgendetwas glauben? Ja, und in Wien bleibt man auch danach Vizebürgermeisterin, eh klar.
Und ich, als die in der Wolle gefärbte Feministin, denke mir: Na, Maria, Eva, wenn wir Frauen nichts Besseres zustande bringen, können wir auch den Männern die Führungspositionen belassen…
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Die machen ja nun auch genug Blödsinn. Nein, Herr Bundespräsident Van der Bellen, es ist nicht Ihre Aufgabe, bei der Neueröffnung des von Stella Rollig umgestalteten Belvederes Ihre in diesem Fall unmaßgebliche Meinung zu äußern, die da besagt, Klimts „Kuss“ stehe Ihnen „bis obenhin“. Selbst wenn das Ihre echte Meinung ist (die Sie zwar disqualifiziert, aber Meinungen stehen Ihnen frei), sollten Sie vielleicht die Würde Ihres Amtes bedenken und nicht eines der größten Kunstwerke, das je geschaffen wurde, heruntermachen.
Mal ganz abgesehen davon, dass dieser Klimt, der Ihnen so sauer aufstößt, Ihrem Staat Österreich Millionen bringt durch die Millionen Touristen, die sich in dieser Stadt drängen, um gerade dieses Gemälde zu sehen. Ganz abgesehen davon auch, dass der „Kuss“ auch noch Weltkunstschatz sein wird, wenn niemand mehr weiß, wer Herr Van der Bellen war.
Oder? Vielleicht merkt man sich ihn als „der Bundespräsident, dem der Klimt obenhin stand“? Ja, ein wahrer Kunstkenner.
Da ist es dann gar nicht mehr unterhaltend, sich mit Politik zu beschäftigen. Aber das war es ja bei Maria und Eva, denen es mit „Grün“ offenbar nicht allzu ernst ist, wie man sieht, auch nicht…
Renate Wagner