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Antonín Dvořák: STABAT MATER – Tschechische Philharmoniker, Jiří Bělohlávek DECCA 2 CDS

01.05.2017 | cd

Antonín Dvořák: Stabat Mater – Tschechische Philharmoniker, Jiří Bělohlávek DECCA 2 CDS

Veröffentlichung: 5. Mai 2017

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„Quando corpus morietur, Fac, ut animae donetur Paradisi gloria. Amen“

Dvořáks Stabat Mater, sein geistliches Hauptwerk, ist bekanntlich unter tragischen Umständen entstanden. Der Text zum Fest der „Sieben Schmerzen Mariä“ korrelierte wohl mit dem Eigenempfinden des Künstlers, als 1875 seine Tochter Josefa verstorben war. Bevor die Partitur 19877 fertiggestellt werden konnte, starben noch seine Tochter Růžena und der Sohn Otokar. 

Das Stabat Mater ist ein mächtiges, über 80 Minuten langes Werk in zehn Teilen, dessen musikalischer Duktus weitgehend auf Tonfälle und Idiome der heimischen Musik verzichtet und die Tonarten-Charakteristik von Bachs h-moll Messe zum Vorbild hat. Die tschechische Dirigentenlegende und Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie, Jiří Bělohlávek, hat das Werk mit den Kräften des Prager Philharmonischen Chors im März 2016 im Rudolfinum aufgenommen. Schon seit seinen Tagen im Kinderchor mit dem Stabat Mater nicht nur vertraut, sondern ihm auch emotional innig verbunden, gelingt dem tschechischen Maestro eine vollkommen ausgewogene Interpretation, die sowohl der sinnlichen Komponente der Musik als auch deren spiritueller Botschaft optimal gerecht wird. 

Es ist Bělohláveks zweite Aufnahme dieses Werks, er hatte das Stabat Mater schon 1997 mit den Prager Symphonikern für Surpraphon eingespielt. In der neuen Aufnahme gefällt das Solistenquartett Eri Nakamura (Sopran), Elisabeth Kulman (Mezzo), Michael Spyres (Tenor) und besonders Jangmin Park (Bass) ohne Einschränkungen. Der Prager Philharmonische  Chor kann nicht anders als phänomenal bezeichnet werden. Von der Schönheit der Musik und der Meisterschaft der Komposition ist Dvořáks Stabat Mater den größten Schöpfungen geistlicher Musik, wie der Missa Solemnis Beethovens oder Verdis Requiem ebenbürtig. Man höre sich nur das überwältigende Quartett und den Schlusschor des zehnten Satzes an, wo die musikalischen Themen der Eröffnung wieder aufgenommen, die Seele sich ins gloriose Paradies erheben darf. Der Hörer hat bis dahin kathartisch alle Stadien des Schmerzes von Christi Mutter beim Kreuz durchlebt, sublimiert in allerschönste Klänge, die Wonnen des Trostes mit dem Füllhorn der Eingebung gepaart. Geniale Musik, geniale Aufnahme!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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